The Pogues – Red Roses For Me

Die Dubliners sind wohl nicht gerade jedermanns Geschmack. Ich jedenfalls brauchte schon mehr als „seven drunken nights“, um mir den Frust eines Live-Abends mit den irischen Saufbolden runterzuspülen.

Nun, was The Pogues – Englands letzter Szene-Schrei – auf ihrem Debüt vom Faß lassen, hat deutlich den Bier- und Whiskey-Dunst der irischen Rauschebärte. So covern sie gleich zwei Dubliners-Songs („Poor Paddy“ und „Greenland Whale Fisheries“).

Obendrein wittert man ein gewaltiges Alan Stivell-Revival. Da zwiebelt die alte Wanderklampfe, daquäkt die Lansmann-Flöte, Baß & Schlagzeug & Banjo & Akkordeon schwelgen – und alles liegt sich bierselig in den Armen. Die Herren sind Briten, und Pubs und Ale fördern ihre Erleuchtung.

Ganz so schlimm kann’s aber wohl nicht sein – immerhin ist die Sechser-Saufbande bei Stiff unter Vertrag. Und die wissen nach wie vor, was an ausgefallenen Neuheiten auf den Pop-Markt gehört.

Folglich drückte man den Youngstern einfach rotzige Punk-Qualitäten aufs Auge. The early Johnny Rotten meets The Dubliners?

Für mich sind The Pogues die explizite Anti-Rockband. Musikalisch muß man wohl schon englisches Blut in sich haben, um in diese Macht der positiven Sauf-Töne einstimmen zu können.

Doch Musik beiseite, sehen wir uns die Worte an. Bekanntlich ist die Biertisch-Philosophie stets diejenige Philosophie, die nur allzu oft die ehrlichsten poetischen Exzesse ans Tageslicht fördert. („Sag mir, wieviele Halbe du stemmen kannst, und ich lalle dir, wer du bist.“) Kratz-Röhre Shane McGowan ist in diesem Metier einer der mächtig Beseelten. Kernige (Männer-)Sprüche erwachsen seinem Suff ebenso wie einfühlsame Erlebnisse: „Hungry feeling came over me stealing as the mice were squeelin‘ in my prison cell“ dichtet er in „The Auld Triangle“.

Oder: „A man’s ambition must indeed be small/to write his name upon a shithouse wall/But before I die I ‚ll add my regal scrawl/To show the world I’m left with sweet fuck all/ And when all of us bold shithouse poets do die/A monument grand they will raise to the sky. „

Dafür ’ne Runde!