The Pop Group – For How Much Lon- Ger Do We Tolerate Mass Murder

Schalte das elektrische Licht aus. Laß Nebel dich umgeben. Entzünde die Kerzen. Verlasse deinen Verstand und empfange folgende Predigt: Du bist schuldig, du bist verantwortlich für: Hungersnot/Ausbeutung/Sklaverei/Korruption/Terrorismus der Herrschenden/Massenmord – in Kambodscha/Nord-Irland/GB-Süd-Afrika. Und diese Schuld wird dir niemals vergeben werden. In diesem Zustand tritt heraus aus der Kapsel und warte, warte, warte, warte… auf die nächste Predigt. Dieser Vorgang wird beliebig wiederholt. Bis daß die Welt in Scherben fällt. Dieses Gefühl kann HOW MUCH LONGER, Album Nr. 2 der Pop Group, ausstrahlen. Vermitteln. Denn die Pop Group sendet fanatisch/frenetisch und: mit ERNST politische Slogans aus, peitscht dir Wörter und Wortgruppen vom desolaten Kriegs-Zustand der Welt ein, vom Leiden und von der Gewalt. Die Stücke: „Forces Of Oppression“, „Feed The Hungry“, „One Out Of Many“, ,31ind Faith“, „How Much Longer“, „Justice“, „There Are No Spectators“, „Communicate“, „Rob A Bank“ enthalten nichts weiter als Aneinanderreihungen von Phrasen, die politische Ereignisse/Zusammenhänge in der Heute-Zeit vereinfachen und verklären. Und dich mit einem Schuldgefühl belegen… lahmlegen. Man badet sich in einem Selbst-Anklage-Geschrei. Und wird betäubt (isoliert). Religion betäubt. Die Pop Group betäubt. Versetzt dich in Trance. Doch verändert wird nichts (die Kinder sterben weiter an Hunger, die Wirtschaft/Banken haben weiterhin mit Krieg/Massenmord zu tun). Denn Voraussetzung für Veränderung (wo+was auch immer) sind ein klarer Kopf/kritische Erkenntnis. Und beides hast du nicht, wenn dein Denken/Handeln einem Schuldkomplex entspringen, durch diesen motiviert sind, den Zeigefinger der Moral im Nacken. Die Pop Group will, daß die beschriebene Grausamkeit aufhört, „all that we ask for is our very own garden of eden „: Mehr verraten sie nicht. „Es gibt keine Grenze fiir menschliches Denken, also gibt es keine Grenze ßr Humor. Humor verändert menschliches Denken.“ Mel Brooks. Freud sagt, daß im Humor eine Weigerung des Ichs liegt, „sich durch Veranlassungen aus der Realität kränken, zum Leiden nötigen zu lassen „. Die Pop Group Texte haben keinen Humor. Sie sind eindeutig ernst. Und die Töne auf HOW MUCH LONGER? Alles, was möglich ist. Eine Collage aus Rhythmus/Funk/ Afrika-Geräusch/ Free-Jazz/Echo. Zügellos. Der Gesang steht im Kampf mit dem anarchischen Sound. Die Pop Group hat sich selbst verbrannt. In den von ihr entzündeten Flammen. Und niemand braucht heute Märtyrer. In konsequenter Deutung der Slogan-Kette ,WORK-BUY-CONSUME-DIE die auf dem Plattenlabel steht (dazwischen: ROUGH TRADE), lautet mein Gedanke: Kaufe dieses Album nicht! Informiere dich. Stell alles in Frage. Das ist vielleicht der wichtigste Akt. Glaubst du alles, was du liest? Dies ist der Moment, wo dasHandeln beginnt. Bewertung: Don’t live in somebody eise ’s dream. in