The Rainravens – Rose Of Jericho

Die Zutaten sind so klassisch wie narrensicher: akustische Gitarre, Hammond B-3, ein paar kühle Telecaster-Licks über einen alten Fender-Amp mit dezentem Vibroeffekt gespielt, dazu ein träge polterndes Schlagzeug – fertig ist der Sound, bei dem sich jeder Freund des gediegen gerockten Viervierteltaktes zu Hause fühlt. Soweit also noch nichts wirklich Aufregendes. In die 5-Sterne-Kategorie gerät dieses Album aber augenblicklich, wenn Andy Van Dyke den Mund aufmacht. Der Mann verfügt über eine unerhört sympathische Stimme, irgendwo zwischen Jackson Browne, Steve Forbert und Neal Casal – und wie er damit umgeht, das verursacht nicht nur empfindlichen Naturen umgehend wohlige Schauer im Genick. Zudem kann der Bursche Songs schreiben. Für ein „Rose Of Jericho“ oder „Eleven Roses“ würde mancher Kollege Seele, Gitarre, Großmutter und Lebensgefährtin verkaufen. Dabei setzen die Regenraben ihre Musik so unangestrengt und souverän in Szene, daß dafür nur der überstrapazierte Begriff „abgehangen“ in Frage kommt. Helfen ließen sich Van Dyke und sein Partner, Drummer Herb Belowsky, von so ausgeschlafenen Zeitgenossen wie ex-Faces-Keyboarder lan McLagan,ex-Lucinda Williams-Sideman Gurt Morlix und Swamp-Groove-Baß-As Steve Mendell. Wer in direkter Nachbarschaft zu Neil Young, Blue Rodeo und Wilco Alben von derlei lässiger Extraklasse hinkriegt, der hat auch in diesem eigentlich ausgelutschten Genre eine große Zukunft.