The Rakes – The Rakes :: Laut und trocken
Am liebsten würde man diese Kritik so schreiben wie die Rakes ihren punkigen Opener „Strasbourg“: laut, trocken, nur das Nötigste. Das ginge so: Hype-Skepsis abschalten, „Next big thing“-Gerede glauben! The Rakes sind zusammen mit Bloc Party und Maximo Park das britische Neo-Postpunk-Ding des Jahres! Kritik fertig. Aber das wäre diesem tollen Debüt erstens nicht angemessen und zweitens wenig verbraucherfreundlich. Denn beim ersten Hören kann diese Platte durchaus als eher okay durchgehen. Mehr als bei den anderen Neo-New-Waveßands laufen die elf Songs dieser vier Herren aus dem Londoner Eastend, denen als Produzent Paul Epworth (Bloc Party, Futureheads, Maximo Park) zur Seite stand, zunächst Gefahr, als r.i-Ubersetzung ihrer Spät-/oerund Friih-Soer-Referenzen (Jov Division, Wire, Gang Of Four) gehört zu werden. Weil sie nicht so waghalsig virtuos sind wie Bloc Party, nicht so artifiziell arrangiert wie Maximo Park, weil sie also weniger augenfälligen Mehrwert produzieren. Aber Vorsicht: Spätestens beim dritten Hören merkt man, daß die Virtuosität hierin der Reduktion besteht, im Wissen darin, daß ein guter Popsong mehr als ein scharfkantiges Riff gar nicht braucht, und darüber, wann man Punk-Energie, Wave-Unterkühltheit („Binary Love“) oder eine Mischung aus beidem („The Guilt“) einsetzen muß. Die Bewunderung, die sich dann breitmacht, wird noch übertroffen von der für Songschreiber Alex Donohoe, der von Genre zu Genre springt und dabei nicht nur vom Ennui am Arbeits- („22 Grand Job“) und Nachtleben („Retreat“) berichtet, sondern eben auch von einer Ostblock-Flucht erzählen oder Schauerromantik mit Post-9-11-Hysterie kurzschließen kann („Terror!“). Und das alles so souverrän, daß man ihm am Ende fast die dreiste Behauptung glaubt. „Strasbourg“ habe 1983 wirklich noch in „West Germany“ gelegen. VÖ.8.8.
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