The Rolling Stones – Dirty Work
Für den Kollegen der moderierenden Zunft, der einen Tag vor der peinlichst genau terminierten Veröffentlichung dieser ersten Stones-LP für CBS das Werk in SWF III vorstellen durfte, lautete das vorschnelle Urteil: „Wer schon eine Stones-Platte zu Hause hat, muß sich diese nicht auch noch kaufen. „
Seine subjektive Wertung in Ehren. Und sicherlich hätte es auch viele Kollegen gegeben, die seine Meinung für einige der letzten „Glimmer Twins“-Produktionen geteilt hätten. Aber ausgerechnet bei DIRTY WORK?!
DIRTY WORK ist, wieder muß man schreiben, eine runde Sache. Nicht etwa, weil das Album auch nur im Ansatz innovativ wäre! Im Gegenteil: Weil es wieder wie eine zweihundertprozentige Rolling Stones-Platte klingt: frisch und unverbraucht, schmutzig und wild, trashy im besten Sinne des Wortes.
Daß dem so ist, hat eine ganz einfache Erklärung -— und die offenbart schon die Covergestaltung von DIRTY WORK: Da präsentiert sich Ur-Punk Keith Richards als vitaler Mittelpunkt und musikalischer Direktor dieser Stones-Scheibe.
Er hat unüberhörbar das Zepter geschwungen — und folglich haben wir es wieder mit einem Rock ’n Roll-Album zu tun, das zwar neben „Harlem Shuffle“ noch eine zweite, wunderbar tanzbare Nummer („Winning Ugly“) und eine Disco-Entgleisung („Back To Zero“), ansonsten aber nur Roots zu bieten hat: markige Gitarrenriffs, satte bass lines und ein Schlagzeug, das dank Steve Lillywhites Co-Produktion wieder glatte 20 Jahre jünger tönt.
Jagger schließlich, der sich ja als Solist zur Genüge austoben durfte, klingt hier (im Dienste der Sache) so dreckig wie schon lange nicht mehr. Hat man den Sunnyboy vor Produktionsbeginn auf Gossen-Urlaub geschickt?
Die chaotischte wie auch die schönste Nummer des Albums kommen übrigens (zumindest ist er klanglich nicht auszumachen) ohne Jagger aus. Das ist einmal der mit Dub-Effekten angereicherte Reggae „Too Rude“. Da singen wohl Richards und Wood (der diesmal übrigens reichlich Komponisten-credits bekommt) gemeinsam mit Jimmy Cliff, einem von vielen Gaststars neben u.a. Jimmy Page, Bobby Womack und Tom Waits. Letzterer dürfte Richards Ballade „Sleep Tonight“ mitverschönert haben. Da phrasiert Keith mitunter wie Herr Zimmermann. Fazit: ein geiles Stones-Album.
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