The Sensational Alex Harvey Band – Rock Drill
Die letzte Langrille der SAHB. Nach einem halben Dutzend Jahre und acht gemeinsamen Alben hat sich Alex Harvey, 43jähriger Bühnenveteran, von seiner in ihren Glanzzeiten wahrlich sensationellen Band getrennt, mit der er aus Rock-Kürzeln und Horror-Klischees akustische Comics zwischen Un- und Hintersinn, zwischen Bosheit und Paranoia montiert hatte. Schon seit über einem Jahr lag das Ende in der Luft, nachdem der kränkelnde und nervlich heruntergewirtschaftete Bandboß sich aus dem Rockgeschäft zurückgezogen und (seinem in der letzten Zeit immer skurriler werdenden Monstertick folgend) eine Dokumentarplatte über „Nessie“ produziert hatte („Alex Harvey presents The Loch Ness Monster“)- Aus seiner Band, die währenddessen den belanglosen Alleingang „Fourplay“ einspielte, stieg anschließend Organist Hugh McKenna aus, für den auf „Rock Drill“ Tommy Eyre in die Bresche gesprungen ist.
„Rock Drill“ ist ein überwältigend schwermütiges Abschiedsalbum geworden, mit einer düster-bizarren ersten Seite als Auftakt („The Rock Drill Suite“). Hatten die vorangegangegangenen Platten stets den Geist „Vamboos“ geatmet, jener zwitterhaften, gleichermaßen beschützenden wie bedrohlichen Ausgeburt von Harveys metaphysischer Endzeitphantasie, so erwächst aus dieser Rock-Saat (Albumtitel) King Kong persönlich: die „Rock Drill Suite“, bleischwer und beunruhigend wie der Soundtrack eines intergalaktischen Monsterstreifens, mündet in eine Übernahme von Max Steiners unvergeßlicher Filmmusik zur 1933er Original-Version des legendären Affenspektakels.
Kaum weniger verquer ist die zweite Seite, auf der Harvey drei weiteren Lieblings-Alpträumen nachhängt („Who Murdered Sex?“, „Nightmare City“, „WaterBeastie“). Bei klarem Bewußtsein erwischen wir unseren Altrocker nur auf dem abschließenden Glanzlicht der Platte („No Complaints Department“). Es ist ein langsamer, autobiographischer Blues, in dem Harvey nicht ohne Härte und Bitterkeit Bilanz zieht aus einem zwanzigjährigen Musikerleben, das viele Höhen, aber wenige Tiefen ausgelassen hat, in dem er als ewiger Prolet dargestanden ist, sei es als Bluessänger oder Nachtklubentertainer, als Musicalgitarrist, Rockinterpret oder Jobber in drei Dutzend nichtmusikalischer Berufe: „I’ve seen stars disappear in a hurry/ Overdosis of satin and silk/Some mothers who can’t feed their children/Cause they don’t have the money for milk/ Some of our best friends died in a plaincrash/ My brother was killed on the stage/ So don’t be obset if I’m angry…“
Bestimmt nicht, Alex, in Anbetracht von vier guten und vier sehr guten SAHB-Alben. Neben „Framed“, „Next“ und dem „Impossible Dream“ gehört „Rock Drill“ zur letzten Kategorie.
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