The Smashing Pumpkins – Machina/The Machines Of God :: Überladen
Billy Corgan ist nicht Alfred Matzerath. Und Jimmy Chamberlin, der in Gnaden wieder aufgenommene Drummer, nicht der garstige kleine Blechtrommler Oskar. Und dennoch: wäre schon großartig, wenn Billyboy seinem Schlagzeuger mal zur Räson rufen und ihm ein zackiges „Hör mit dem Getrommel auf“ entgegen schleudern würde. Macht er aber nicht, und das ist schade. Denn auf MACHINA/THE MACHINES OF COD schuftet der neuerdings angeblich drogenfreie Jimmy mehrheitlich vorneweg: gerne zackig, meistens Marschmusik. Und leider ist auch sonst Bollern angesagt: Schon im Opener „The Everlasting Gaze“ ist Corgan kurz vorm Kehlkopf-Kollaps – und wenn er nicht vor lauter stilisierter Wut das Mikro aufgegessen hätte, war’s wahrscheinlich bei dem Track geblieben. So aber gibt’s desweiteren x-mal abgegriffene, extrem ausgelutsche Gitarrengniedeleien, der ganze Sound propellert des öfteren umeinander wie jeck. Die Pumpkins möchten so komplex wirken – heraus kommt aber nur ein bombastischer, überladener Irrtum. Nichts zu hören von grandiosen Popsongs wie „1979“ vom MELLON COLLIE-Album, schon gar keine gelungenen Ausflüge in Singer-/Songwritergefilde mehr wie in „Once Upon A Time“ von ADORE, der letzten Platte. Was die Pumpkins im Jahr 2000 auf der Pfanne haben, ist die Variation einer Variation einer Variation – vieles klingt ähnlich, manches gleich. Und anders – nicht herausragend – klingt nur die erste Single „Stand Inside Your Love“. Billy Corgan möchte so gern ein cooler Glatzkopf sein, der was zu singen hat. Allein: Was stimmt ist, dass ihm die Haare auf dem Kopf fehlen. Ansonsten hört sich das so an: „Rain falls on everyone/The same old rain/and l’m just trying to/walk wtth you/between the raindrops“ (aus „Rain Drops & Sun Showers“). Heilige Einfalt. Was also bleibt? Hoffnung auf Besserung? Kann sein, sicher ist das nicht. Sicher ist nur, dass Stephen Malkmus in „Range Life“, einem der schönsten Pavement-Songs, mal ein wunderbarer Satz zu dem Thema Pumpkins eingefallen ist: „I don’t understand what they mean/And I could really give a f uck“. Pavement haben sich letztes Jahr aufgelöst, die Smashing Pumpkins wurschteln weiter. Ohne doppelten Boden, mit wenig Sinn, ganz ohne Konzept. Aber wahrscheinlich schweineerfolgreich. Die Welt ist nicht schlecht, nur ungerecht.
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