The Smiths And Beyond von Kevin Cummins

Ob die Smiths die wichtigste britische Band seit den Beatles waren, darüber lässt sich trefflich streiten – darüber hinaus zeigt es, dass ihr Stellenwert den von Saxon und Lindisfarne doch um einiges Iüberragt. Wurde ich also losgehen und mir dieses Buch kaufen, um Bilder zu sehen, von denen ich viele schon gesehen habe, und Texte zu lesen, deren Gesamtlänge „Margaret On The Guillotine“ kaum übertrifft? Um zu sehen, dass sich der einstmals schönste Gitarrist der Welt 1991 in eine Art Postbote verwandelt hatte? Dass Morrisseys Nachdenklichkeit auch vor japanischem Hintergrund nicht weniger britisch aussieht? Einem Morrissey-Fan hilft kein volles Bücherregal gegen den Schmerz, den er leidet, seit es keine Plattenfirma mehr gibt, die sich um seinen Mann kümmern mag. In Cummins‘ Buch zu blättern verstärkt das Leiden eher noch, denn einerseits verfestigt sich der Eindruck unvergesslich grandioser Zeiten, die in der Erinnerung das Gesicht des Mannes tragen, der die unvergesslich grandiosen Lieder sang. Andererseits durchzieht selbst die frühesten Aufnahmen (vom September ’83) eine so unwiderstehliche Melancholie, dass der Betrachter in sehnsüchtiger Stille versinkt und für Welt und Gegenwart so verloren ist wie damals, als es die Lieder noch gab, die er jetzt in weiter Entfernung verschallen zu hören glaubt. Oder, um Morrissey zu zitieren: „Du siehst in einen Spiegel und fragst dich – wo habe ich diese Person schon mal gesehen? Und dann erinnerst du dich. Es war bei der Beerdigung eines Nachbarn, und es war die Leiche.“ Kann man sich das freiwillig antun? Natürlich nicht. Außer man ist Morrissey-Fan, dann braucht man das.

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