The Stone Roses :: Turns Into Stone

Wahrscheinlich das großartigste Album der Musikgeschichte, das niemals hätte sein dürfen: Drei Jahre nachdem sich das selbstbetitelte Debüt der

Stone Roses

den Titel als bestes Erstwerk einer Band gesichert hatte, veröffentlicht ihr Label Silvertone Records diese Compilation aus B-Seiten und Singles aus der Zeit vor und nach THE STONE ROSES. Das Gute daran: Dieses Album ist unbestritten up there mit seinem Quasi-Vorgänger. Das Schlechte daran: Dieses Album erscheint auf dem Höhepunkt eines langjährigen, erbitterten Rechtsstreits der Gruppe mit ihrer Plattenfirma; folglich waren die Herren Brown, Squire, Mani und Reni alles andere als erfreut über den Release dieser Zusammenstellung.So sehr man diese Platte als Fan also auch legitimerweise mit feuriger Inbrunst hassen muss, so sei doch auch eingestanden, dass sie mit einem unfassbar sensiblen Händchen kompiliert wurde: Nie entsteht der Eindruck, man habe es hier mit seelenloser Abzocke zu tun; die Songs sind derart verständnisvoll aneinandergereiht, dass man sich nichts sehnlicher wünscht, als

TURNS INTO STONE

kompromisslos lieben zu können. Allein der Opener „Elephant Stone“ reicht aus um zu verstehen, warum die Mancunianer bis heute als einflussreichste britische Band seit den Beatles gelten: Mehr Perfektion kann ein einzelner Popsong nicht verkraften. „Mersey Paradise“, arguably die verschwendetste B-Seite aller Zeiten, begegnet den Liverpooler Übergöttern auf Augenhöhe und dank der psychedelischen Rückwärts-Loops, die „Simone“ ausmachen, erübrigen sich Nachfragen, wenn es heißt, die

Stone Roses

klängen, als sei man verliebt.Nach den Schmetterlingen im Bauch kommt der Sex, kommt „Fools Gold“ – mit knapp zehn Minuten Länge der Schlüsseltrack zur Madchester-Bewegung und zu den Neunzigern an sich. Hätte Jim Morrison lange genug gelebt, um Ecstasy kennen zu lernen, er hätte diesen Song geschrieben. Das majestätische Ende des Albums bilden die nicht minder generationsprägenden Verspuler „One Love“ und „Something’s Burning“. Zwei Jahre nach Veröffentlichung dieses kontroversen Kristalls scheitern die

Stone Roses

an ihrem eigenen Genie und bringen ihr offizielles zweites Album, THE SECOND COMING, auf den Markt: die Menschheit kapiert es nicht, schnell ist der bescheuerte Konsens gefunden, die 99 Tracks währende Großtat sei nichts weiter als ein solides Led-Zep-Tribute, und die Blaupause für den Niedergang von Oasis, namentlich BE HERE NOW, war geschaffen.In einer besseren Welt haben uns die

Stone Roses

drei Alben geschenkt, die Selbstmord unmöglich machen sollten. In einer wirklichen Welt existieren zwar genau diese drei Platten, doch die zweite darf es nicht geben und die dritte darf niemand mögen. Es ist schon zum Verrücktwerden.

Stephan Rehm – 27.11.2007

The Stone Roses gibt es bei