The Twinkle Brothers – Countrymen

COUNTRYMEN, die neueste LP der nicht aus Kingston, sondern von der Nordküste Jamaicas stammenden Twinkle Brothers bedeutet eine musikalische Weiterentwikklung gegenüber der letzten Platte PRAISE JAH. Es ist die fünfte LP der Gruppe, die zum erstenmal nicht von Leadsänger Norman Grant produziert wurde, sondern von den Neulingen (?) Terry Barham (früher Tontechniker bei Bob Marley) und Paul Smykle (mir nur als Cover-Gestalter von Reggae-Platten bekannt, z.B. Cultures CUMBOLO oder die Rückseite von KAYA). COUNTRY-MEN besitzt eine klarere Linie und wirkt nicht so hektisch wie PRAISE JAH (trotzdem eine gute Platte). Der Gesamtsound ist dadurch, daß auf Keyboards ganz und auf Bläser weitestgehend verzichtet wurde, klarer, rhythmusbetonter geworden. Das ist eine neue Entwicklung im Reggae; die speziellen Effekte kommen nicht mehr von Synthesizer und Orgel, sondern nur noch von den Synthi-Drums. Auf Jamaica nennt man diese neue Spielart real rock.

Trotzdem ging der typische Twinkel Bros.-Sound nicht verloren. Das liegt darin begründet, daß sie eine feste Gruppe von Musikern sind und kaum mit Sessionmusikern arbeiten. Die Musik wird geprägt von pumpenden Baßläufen, effektvollen Dub-Effekten, fließender Gitarren-Rhythmusbegleitung, zurückhaltenden Backgroundvocals und der warmen, rauhen Stimme Norman Grants, der wieder das Themen-Spektrum des Reggae ausschöpft, indem er vom Niedergang Babylons singt (Jah Kingdom Come“, .Babylon Falling*), Rasta-Botschaften überbringt („Since I Throw My Comb Away“, .One Head“) und die Freiheit herbeisehnt (.Free Us“). Und auch Rastas haben Probleme mit der Liebe („I Don’t Want To Be Lonely Any More“, „Bite Me“). Zu .Free Us“ gibt es zusätzlich noch eine gute Dub-Version. Insgesamt eine angenehme Roots-Platte. Die Twinkle Brothers mögen weiter funkeln.