The Walkmen – A Hundred Miles Off

Bob Dylan wird sich wundern. Lou Reed wahrscheinlich auch. Denn während man sich bei den Altmeistern meistens freut, wenn sie sich auf ihre Wurzeln besinnen, ist es doch bemerkenswert, dass eine Indie-Band(l) aus New York(ü) sich auf deren Spuren begibt und so tief in den Sound-Archiven wildert. Alt-Herren-Indie-Rock ist das, kein Zweifel. Aber Vorsicht! Alt-Herren, aber nicht altklug. Nur weilA hundred miles off bereits das dritte Album von The Walkmen ist, die fünf Mitglieder früher schon in Bands spielten lein Teil bei Jonathan Fire*Eater – falls man die noch kennt -, der andere bei The Recoys falls man die überhaupt kennt) und die Band nicht jugendlich-naseweis mit Pop-Zitaten jongliert, sollte man The Walkmen nicht der Fraktion der Ewiggestrigen überlassen. Sondern vielmehr hoffen, dass solch manisch-schrammelnder Gitarrensound, die Orgel als klassisches US-Folk-Rock-Instrument und das nahezu perfekt dylaneske Lamento von Sänger Hamilton Leithauser auch außerhalb der Vereinigten Staaten (dort ist man immerhin schon Kritikerliebling und zwei Mal in der Talkshow von David Letterman aufgetreten) salonfähig wird. Der herrlich zuckelnde Country-Opener „Louisiana“ ist schon mal saloonfahig, das sonische Chaos in „All Hands And The Cook“ schlicht wahnsinnigmachend, das Punk-Intermezzo von „Tenley-Town“ erlösend. Zur ganz großen Meisterschaft fehlt höchstens vielleicht noch das Alter.