The Wings – Wings At The Speed Of Sound

Paul McCartney habe mit seiner neuen LP einen Schwenk in Richtung Beatles-Ära vollzogen, hieß es hier und da. Das ist jedoch nur bedingt richtig: Seine Persönlichkeit, die immerhin einen entscheidenden Teil der Vier ausmachte, hat er niemals aufgegeben. Zutreffend ist eher, daß die neue Wings-LP erfreulich an die Zeit der starken Hits aus der zweiten Hälfte der 60er Jahre erinnert. Hinzu kommt, daß die Wings endlich Boden unter den Füßen gewonnen haben und nicht mehr allein als Pauls Kulisse dienen. Linda ist sicherer geworden und gibt mit „Queen Of The House“ ihr Solo-Debut (Wieweit Hall und Double-Track geholfen haben, wollen wir heute nicht weiter untersuchen). Paul läßt hier ebenfalls seine Jungs zum erstenmal ans Mikrophon – das Ergebnis ist erstaunlich: McCartney beschäftigt gute Solisten! Bei flüchtigem Anhören erreichte die Platte bei mir allerdings nicht einmal die Reizschwelle; bei näherem „Hinsehen“ entpuppt sie sich jedoch als eine perfekt arrangierte und geschickt gekoppelte Produktion, als handwerkliche Meisterleistung. Ein Glanzstück wie „Band On The Run“ wird McCartney vielleicht nicht mehr so schnell auf die Beine bringen, dafür ist die Spannung innerhalb der Gruppe zu gering. Doch nach der weniger spektakulären LP „Venus & Mars“ scheint sich bei Paul wieder ein Rock-Trend breitzumachen. „Wings At The Speed Of Sound“ ist bestimmt keine sensationelle Neuerscheinung, jedoch ein Musterbeispiel für anspruchsvolle Pop-Musik. Und das ist heutzutage schon vier Punkte wert.