The Young Gods – Twenty Years – 1985-2005

Anfang der 90er Jahre waren The Young Gods eine Entdeckung, eine Erleuchtung, ein Spektakel. Reduziert auf Sampler. Schlagzeug, markerschütterndes Rufen und Geraunze, funktionierte dieser zumindest formal Metal-ferne Entwurf von Industrial auch live ganz vorzüglich: Frontwolf Franz Treichler war allerdings auch ein besonders eindrucksvoller Derwisch, ein Unterwelten-Bono von nicht nur aufgesetzter Unberechenbarkeit. Nicht von ungefähr wurden auch Formel-Eins-TV-Trailer mit dem Young-Gods-Halb-Hit „Skinflowers“ beschallt: So scharf und gleichsam pathetisch gelang eine kleine Ewigkeit vor Rammstein und anderen Maschinenzöglingen kaum ein anderer Sound. Und das ist noch nicht die ganze Wahrheit: Die Werkschau twenty years spielt noch einmal vor, wie die jungen Götter Orchestersamples im 5/8-Takt loopten („Did You Miss Me“). Wie sie Ministry indirekt nahelegten, französisch zu singen, weil es einfach besser kracht („Envoye“). Wie House und Ambient auch noch viele Monde nachdem die Elektronika-Karawane weitergezogen war zueinander finden konnten. Wie man der Musik von Kurt Weill als Rockkapelle gefühlte 100 Jahren nach den Doors doch noch etwas Neues abgewinnen konnte. Es gibt The Young Gods übrigens immer noch, ein neuer Song eröffnet diese Sammlung. Erleuchtung und Spektakel sind sie allerdings heute nicht mehr. Doch ihr künstlerisch anspruchsvoller Umgang mit einer Musik, die zumeist nur als funktional aufgefaßt und konsumiert wurde, ist im Nachgang durchaus beachtenswert.

www.younggods.com