Thee More Shallows – More Deep Cuts

Thee More Shallows tragen eigentlich nur deshalb ein „More“ im Namen, weil die Wichtigtuer-Band Thee Shallows, die vielleicht 13 Menschen außerhalb deren Heimatort kennen, ihnen eine einstweilige Verfügung ins Haus stellte: So wurden aus Thee Shallows Thee More Shallows. Und aus dem Projekt von Sänger, Songwriter und Gitarrist Dee Keslerwuchs eine richtige Band, Longtime-San-Francisco-Kumpel Tadas Kisielius, auf dem 2002er Debüt A HISTORY OF SPORT FISHING noch zweite treibende Kraft an den Saiten, wechselte auf den Produzentenstuhl – Drummer, Sänger, Keyboarder und Violinisten aller Art eilten hinzu, diese Musik zu erweitern. Die Platte beginnt mit eineranderthalbminütigen Ouvertüre, in der Electro-Drums, Gitarre und ein sanftes psychedelisches Murmeln so dermaßen hübsch ineinander verwoben sind, daß man gleich die Repeat-Taste drückt. In der Folge kommen singende Sägen, kleine Streichergruppen in das große Spiel, das Kesler und Co. mit ihren ausgesuchten Melodien treiben. Zwischendurch bricht ein Song ab und startet als Noise-Rock neu. Die Band spielt Herzwärmer, Grandaddy-Diddy-Dooler und Songs von systemischer Schönheit, mit den Ups und Downs, die klassisch ausgebildete Dramaturgen so schätzen. “ I don’t have private thoughts, just a lyrical worksheet“, sang Kesler auf dem alten Album. Von diesem Papier zieht er die halben Geschichten und Assoziationen, er flüstert und spricht und bricht fast weg. Aber die Musik spielt schön und stark und immer anders. Sie erlöst den Sänger. Ich vergebe schon mal den Preis der Deutschen Plattenüberraschung 2005 an diese Sanfranciscianer. „Seltsam schön“, meinte auch der hiesige Plattenmeister, als ich ihn zu MORE DEEP CUTS befragte. Oder war es doch „schön seltsam“?

VÖ: 14.3.

www.theemoreshallows.com