Till Brönner – Blue Eyed Soul :: Groove Jazz

Till Brönner leistet sich so manches. Ein für die oft sonst eher spröde deutsche Jazzszene mitunter provozierend smartes Auftreten etwa. Er leistet sich aber auch den Luxus, mit nahezu jedem Albumprojekt scheinbar einen Richtungswechsel einzuschlagen. Er hat auf GERMAN SONGS deutsches Liedgut zu Bigband-Klängen auf den Kopf gestellt, sich auf LOVE als sanfter Balladier im Geiste von Chet Baker präsentiert, auf dem Album CHATTIN WITH CHET wiederum mit Drum ’n’Bass-Grooves experimentiert und bei seinem Soundtrack zum Jazz-Dokumentarfilm „Jazz Seen“ eigene Tracks kühn neben Klassiker von Baker, Louis Armstrong. Stan Getz und andere gestellt. Jetzt leistet er sich ein klingendes Bekenntnis zur Gebrauchsmusik: BLUE EYED SOUL, in Zusammenarbeit mit dem japanischen DJ Samon Kawamura ausgeheckt,soll nach Brönners Willen von seinen Käufern als Soundtrack zum Alltag benutzt werden -egal ob in der Lounge, im Schlafzimmer oder sonstwo. Manchmal geraten Brönner. Kawamura und ihre Mitmusiker dabei in gefährliche Nähe zur Fahrstuhlmusik. Aber sie kriegen die Kurve mit ihrer Kombination aus Jazzimprovisationen und clubbigen Grooves eben immer noch gerade so-was vor allem an Brönners solistischen Fähigkeiten liegt: Der 30-jährige Trompeter phrasiert ungemein ideenreich und gleichzeitig mit der abgeklärten Reife eines weit-und lebenserfahrenen Routiniers. Klug ist auch der Aufbau des Albums: Es beginnt mit ziemlich leicht verdaulichem R ’n‘ B-Material und wird dann von Track zu Track dichter, harmonisch komplexer und spannungsvoller. Wenn Lounge-Musik, dann so.

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