Tim Isfort – Tim Isfort Orchester

Ein Genre ist in Deutschland immer viel zu kurz gekommen: das Chanson. Mutige Ansätze gibt’s da wenig und unterm Strich bleibt nicht viel zwischen, sagen wir mal, Hildegard Knef und Palais Schaumburg. Schluchzende Geigen, funky Big Band-Sound, durch die Harmonik stelzende Gitarren und Bläsersätze wie Wüstenwinde gehören zum Chanson dazu: Das Tim Isfort Orchester rudert durch die Gewässer des Swing wie Benny Goodman, George Benson und Van Dyke Parks zusammen, es blinkt und es fiept, es funkelt und strahlt, und allein das wäre gut genug. Dazu aber kommt nun eben das Sensationelle: die deutsche Sprache, der lyrische Gesang, der sämtliche Wichtigkeiten des Lebens in lakonische Schilderung einlullt: „Die Welt wird naß, und hinterher glitzert alles noch mehr.“ Welche Freude: Ja, es gibt es doch, das deutsche Chanson, und wir brauchen gar nichtmal mit den Namen Jacques Brei und Edith Piaf herumwedeln, um das Album TIM ISFORT ORCHESTER schlankweg obergelungen zu finden. Viel dazu beigetragen hat Tom Liwa, der Kopf der Flowerpornoes, der dem Orchestersound kongeniale Verse hinaufgeschmiedet hat, sie unterkühlt selbst singt oder sie Christian Brückner rezitieren läßt, der deutschen Stimme von Robert de Niro, einer Stimme im Frack. Viel dazu beigetragen hat auch Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten, der mit „Die ganze Zeit – zusammen mit der begnadeten Schauspielerin Katharina Thalbach, das schönste deutschsprachige Duett seit jener Zeit aufgenommen hat, als er mit Meret Becker „Stella Maris“ sang. Allein dieser Song ist ein ganzes Album wert. Und alle anderen Stücke sind wohlschmeckende Zugaben. Wie eine Schachtel Toffees.