Tindersticks :: Bareback

An die Konventionen des Musikgeschäfts haben sich Stuart Staples und seine Band noch nie gehalten: In den letzten 12 Jahren haben sie eine wahre Flut an CDs, EPs, Soundtracks und Singles veröffentlicht, Konzerte in ausgefallenen Lokalitäten gegeben, und das gängige Clip-Format ad absurdum geführt. Eben, weil sie keine typischen Promo-Videos für den Instant-Gebrauch drehen, sondern kleine Spiel-Filme, die genauso stimmungsvoll und arty sind wie die Musik. Sphärische Bilder, die allesamt von Emmy- Preisträger Martin Wallace und Partner Jarvis Cocker stammen, und durch ganz simple Ideen glänzen. Sei es die grobkörnige Bilderflut in „City Sickness“ oder der stimmungsvolle s/w-Film über den Alltag eines britischen Pärchens („Travelling Light“) – die Handlung ist geradezu spektakulär unspektakulär. Fast wie die Antithese zum modernen Video-Clip, der von schnellen Schnitten und hüpfenden Brüsten lebt. Und wenn die Band tatsächlich mal im Bild auftaucht, dann als performende Truppe, die sich geschickt in Szene setzt. Sei es in „Bathtime“, wo immer nur das Bandmitglied zu sehen ist, das gerade agiert, oder bei „Rented Rooms“, das Staples als schmierigen Nightclub-Sänger zeigt, und zwischen völligem Minimalismus und opulentem Bombast pendelt. Das ist kein Clip, das ist Kunst. Und gerade deswegen dürften selbst eingefleischten Fans viele dieser Werke unbekannt sein – bei MTV und Viva sind sie garantiert kaum gelaufen. Dabei zählt „Can Our Love“ zu den elegantesten Clips aller Zeiten. Gedreht mit dem Split-Screen-Effekt der 60er begleitet es ein Pärchen, das sich nähert, trifft und wieder trennt. Nicht minder originell: Das Friseur-Video zu „Don’t Ever Get Tired“, die Liaison zwischen einem Rummelplatzarbeiter und einer Hundefriseuse („Sometimes It Hurts“) sowie der Kurzfilm „The Art Of Making Love“, der auf dem Stück „Sexual Funk“ basiert. Nichts für Beavis & Butt-Head, aber für alle, die gerne einen ruhigen Abend auf der Couch verbringen – bei Rotwein, Kerzen und Tindersticks.