Tom Robinson Band – Power In The Darkness

Beim „Carnival Against Fascism“ in London wurde mir klar, daß T.R.B, nicht nur für die wütendgeballte Polit-Faust steht, sondern auch für eine geballte Ladung packender Musik. Und so ist auch das erste Album des renitenten Sängers, der sich mit seiner Band (Brian Taylor, Schlagzeug, Danny Kustow, Gitarre, Gesang und Mark Ambler, Keyboards, soeben ausgeschieden) für alle Schwachen stark macht, mehr als ein politisches Manifest, nämlich ein Rock-Album der Güteklasse A. Die zehn Songs, mal von Tom im Alleingang, mal mit Bandmitgliedern geschrieben, sind ausnahmslos eingängige Ohrwürmer mit einem animierenden Mitsingrefrain und purem Tanzrhythmus. Es ist lange her, daß potente Rock-Rebellen-Hymnen komponiert wurden, Bob Marley und The Clash haben das zuletzt getan; nun hat Tom nach seinem Schwülen-Bekenntnis „Sing If „You’re Glad To Be Gay“ gleich eine ganze Serie geliefert.

Die Gefahr, zu predigen und zu ideologisieren hat Tom gleichwohl vermieden. So schlägt er auf „Up Against The Wall“, der neuen Single, erst mal die Punks mit ihren eigenen Stilmitteln, um ihnen gleichzeitig ihre Ignoranz und Brutalität vorzuwerfen. „Grey Cortina“ ist der einzige unpolitische Song nach „2-4-6-8 Motorway“ und gehört zur Serie „Auto und Rockmusik“. „Too Good To Be True“, ein langsamer Rhythm’n’Blues, beklagt das Desinteresse, die Angst vor Risiko und Experiment unter den Jungen an, „Ain’t Gonna Take It“, eines der Glanzstücke, mit flirrender Orgel, funky ‚Baß, insistierendem Schlagzeug und Keith Richard-Gitarre ist die Aufforderung, „sich nicht alles gefallen zu lassen“ (und sei’s nur musikalisch, kapiert?) Darauf folgt die lyrische und zugleich sehr schwergewichtige Nummer „Long Hot Summer“, die das heiße Pflaster, die Gewalt der Straße, zum Thema hat. Das Pendant dazu finden wir auf Seite 2 mit „The Winter Of ’79“, eine Zukunftsvision, die schon vor der Tür steht: der zunehmende Einfluß der Rechtsradikalen (nicht nur auf den Britischen Inseln), dessen Folgen dann auf „Man You Never Saw“ zur bösen Science-Fiction verarbeitet werden. Deshalb: „Better Decide Which Side You’re On“. Vorbei ist die Zeit für Wischi-Waschi-Liberale und die geistlose Vermarktung von politischen Trends. Und auf „You Gotta Survive“ erinnert Tom an „das Überleben um jeden Preis“, in seinem Sinne nur durch mehr Toleranz und Zusammenhalten möglich.

Den Schluß der LP bildet die wohl auch musikalisch brisanteste und durchschlagendste Nummer, der Titeltrack „Power In The Darkness“, den man als Parabel über die dunklen Mächte und die Macht im Dunkeln verstehen kann. In erster Linie ist es aber eine klassische Rock-Nummer, an die Rolling Stones und an Crosby, Stills, Nash & Young erinnernd.

Das alles mag nach einer Überdosis Engagement und Solidarität klingen, aber Tom hat die Balance mit humorvollen Texten und soliden Melodien hergestellt. So tritt er mit seiner Musik in die Fußstapfen der Kinks oder Who, ist er ohne Zweifel der Nachfolger dieser großen Bands der 60er Jahre. Lob hat auch die Plattenfirma verdient, die alle Texte auf die Innenhülle druckte. Denn diese LP ist das wichtigste musikalische Statement der letzten Jahre!