Ton Amos – Royce Hall Auditorium, Los Angeles CA Auditorium Theatre, Chicago IL
Für Tori-Amos-Fans war Still Orbiting nie ein vollwertiges Live-Album. Wer die Künstlerin an einem guten Abend erlebt hatte, konnte mit den Aufnahmen von der „Plugged ’98“-Tour, die dem Studioalbum To Venus And Back (1999) beigelegt waren, nicht zufrieden sein. Da sich über die letzten 13 Jahre gezeigt hat, daß Arnos auf der Bühne alleine die größte Intensität entwickelt, war ein Album lange überfällig, das sich auf ihre Salodarbietungen beschränkt. Das Warten hat ein Ende: In Kooperation mit Sony BMG, die, um der Krise zu trotzen, seit einiger Zeit über www.shopbootlegs.com Live-Mitschnitte ihrer Künstler vertreiben, veröffentlicht Tori Arnos nun sechs Solokonzerte auf sechs Doppel-CDs aus dem Jahr 2005. Die Alben sind schlicht im Design, enthalten keine Booklets, keine Fotos und bis auf die Songtitel keinerlei Informationen. Die Musik soll für sich sprechen, und sie tut es durchaus eloquent. Bei den Shows der „Original Sinsuality“-Tour saß Tori Arnos auf einem Hocker zwischen ihrem Bösendorfer-Flügel und einer Hammond-Orgel, um ein Set zu präsentieren, das Abend für Abend umgestellt wurde und das doch immer ein paar wenige Hits, viele Raritäten und Live-Klassiker und meist auch Coverversionen enthielt. Die ersten beiden Mitschnitte dokumentieren Auftritte in Los Angeles und Chicago, zwischen denen im April 2005 nur zehn Tage lagen. Beide sind ausgezeichnet – wobei Chicago noch eine Idee stimmiger sein mag -, und jede CD hat ihre eigenen Vorzüge: In L.A. gab es mit Bon Jovis „Living On A Prayer“ und Jules Shears „All Through The Night“ [bekannt von Cyndi Lauper] die lustigeren Coverversionen, in Chicago aber die bewegenderen: Tori spielte Joni Mitchells „Circle Game“ und interpretierte mit Jim Croces „Operator (That’s Not The Way It Feels)“ eines der Lieblingslieder ihres 2004 tödlich verunglückten Bruders. Für Chicago sprechen auch eine heitere und erstaunlich morbide Improvisation vor „Yes, Anastasia“, die B-Seite „Honey“ und „Apollo’s Frock “ aus den Scarlets Walk-Sessions. Argumente für L.A. sind die Raritäten „Take To The Sky“ und „Ruby Through The Looking Glass“. Auf beiden Alben finden sich eine versöhnliche Neuinterpretation von „Cool On Your Island“ aus dem verunglückten Debüt Y Kant Tori Red und eine hypnotische, zehnminütige Fassung von „The Beekeeper“. Wer vor Freude darüber, daß es endlich fantastische Live-Alben von Tori Arnos gibt, gleich alle sechs bestellt, wird allerdings feststellen, daß die Setlists der noch kommenden Mitschnitte zahlreiche Überschneidungen aufweisen.
www.toriamosbootlegs.com
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