Tony Williams – Native Heart / Bobby Watson – The Inventor / Terumasa Hino – Bluestruck

Moderner Jazz ohne sonderlichen Hang zur Avantgarde – mit einer Fülle von Veröffentlichungen knüpft das Blue Note-Label (EMI) an eine legendäre Vergangenheit an: Da ist die kühle Energie, mit der Drummer Tony Williams seine abgeklärten und dennoch nicht seelenlosen Kompositionen vorantreibt – meist nach dem Schlagzeug-Intro, das die Stimmung vorgibt und garantiert kein noch so kleines bißchen nach Drum Machine klingt. Tougher Swing und gebändigte Leidenschaft prägen NATIVE HEART. Fusion hat nichts verloren auf dem mittlerweile schon fünften Album von Tony Williams‘ Quintett. Wesentlich unbekümmerter wirkt der Altsaxophonist Bobby Watson, bei Blakeys Jazz Messengers Ende der 70er mit Wynton Marsalis in der Frontline und damit Vorgänger von Wyntons Bruder Branford. Seit zehn Jahren hat er mit Horizon eine eigene Band – und mit Victor Lewis einen Schlagzeuger, der sich vor einem Tony Williams nicht zu verstecken braucht. Was immer diese bestens eingespielte Band treibt, lebt vom Feeling, vom tänzelnden Groove: Soul-Jazz, Karibisches und Funk jenseits der Fusion – ein Cannonball Adderley für die 90er, auch wenn Watson sich zu Recht auf den unlängst verstorbenen Woody Shaw beruft.

Das tut auch der zur Zeit ganz aufs Kornett eingeschworene „Japaner in New York“ Terumasa Hino. Aber bei ihm geht es so straight ahead zu, daß Mitmusiker wie John Scofield und der Pianist Onaje Allan Gumbs im vergleichsweise biederen Umfeld kaum wiederzuerkennen sind. 4 (Williams) 5 (Walson) 3 (Hino)