Tool: Düsseldorf, Philipshalle :: Psycho-Rock
120 Minuten Videoshow liegen hinter den zahlreich aus allen Himmelsrichtungen angereisten Fans. Zufriedene Gesichter, so weit das Auge reicht. Muss ja sein, wenn man schon aufgefordert wird, das „Feeling“ dieses Abends mit nach Hause zu tragen, um dort ein paar Wochen davon zu zehren. Auf der anderen Seite wird man das Gefühl nicht los, dass doch alle froh sind, die Chose endlich hinter sich zu haben. Bezeichnender Kommentar eines Fans:“Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich zu Hause geblieben. Da hätte ich auch in die Glotze schauen können und wäre jetzt 50 Mark reicher.“ Klar, Maynard James Keenan versteckte sich fast auf der Bühne, und die zwei Videowände irritierten, aber dennoch war es ein Konzert der besonderen Art.
Begonnen hatte das Spektakel gleich mit „The Grudge“, gefolgt von einem Streifzug durch alle fünf Tool-Alben, der sämtliche Hits – sofern man diesen Begriff bei dieser Band überhaupt verwenden darf – abdeckte. „Sober“, „Aenima“, „Stinkfist“ und wie sie alle heißen, keiner fehlte. Die schwere Gitarre, Maynards krampfhafte Bewegungen und dazu ein Drumsound von Danny Careys Batterie, der einen dazu hätte veranlassen können, sein Schlagzeug zu Hause für immer wegzupacken, gekoppelt mit der besagten abstrakten Videoshow, rundeten visuell und klanglich ab. Wer wollte solch eine Perfektion noch toppen?
Nach etwa einer Stunde unterbricht das „Schism“- Video das Konzert. Manch einer hat schon Angst, der Abend könnte hiermit gelaufen sein, doch das Quartett gönnt sich lediglich eine Pause, bevor es in die zweite Runde startet. Die allerdings neigt dann doch zumindest stellenweise zur Langatmigkeit, zumal es sich als nicht unproblematisch erweist, über einen längeren Zeitraum hinweg all das aufzunehmen, was Tool mit ihrer komplexen Musik und den visuellen Gimmicks vermitteln wollen. Kommentare seitens der Band gibt es wie erwartet kaum, statt sich selbst stellt sie ihre Musik und die darin enthaltene Message in den Vordergrund. Doch die Hoffnung, dass es sich in diesem seltenen Fall mal nicht alles um Kommerz drehen könnte, wird am Merchandise- Stand zunichte gemacht: 50 DM für ein T-Shirt. Was soll’s, eins wird gekauft, denn wer weiß schon, ob diese Band jemals wieder auf Tour kommt. Hoffentlich, denn anders ist ein Tool-Konzert auf jeden Fall. www.toolband.com
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