Tram – A Kind Of Closure

Es gibt Leute, die sind so friedlich und freundlich, dass man sie (besonders im gegenwärtigen Kontext einer Rock-Branche, zu deren Hauptprodukten Schrillheit und aggressive Verhaltensstörungen gehören) gar nicht bemerkt. Oder ist es andersrum? Kommt der seltsame Impuls, dass man in Augenblicken, wo man Musik auflegt, um einfach bloß Musik zu hören, ausgerechnet immer wieder Tram auflegt, daher, dass Tram so entschieden normal sind und dass es ihnen um gar nichts geht außer um … Musik? Über die sagt Sänger, Gitarrist und Songwriter Paul Anderson: „Musik ist wie ein Partner, eine Liebesbeziehung. Du kannst nicht mit ihr leben, du kannst nicht ohne sie leben. Sie bereitet dir gleichzeitig Schmerz und Freude. Das Album ist der Versuch, damit umzugehen. “ Und zwar, wie sich das gehört, einerseits so intim, dass man sich beim Hören zuweilen fühlt, als würde man aus frecher Neugier nachts an einer Tür lauschen (an der man sich besser nicht erwischen lässt], andererseits so einladend und freigiebig, dass von den überfließenden Gefühlen zwischen Sehnsucht, Seligkeit und stiller Melancholie auch für den etwas abfällt, dessen Ohren von den Hauptprodukten der gegenwärtigen Rock-Branche zu Leder gegerbt und verkorkt sind. Man könnte Vergleiche heranziehen, könnte Broken Dog (die vor drei Jahren an Trams Debüt HEAVY BLACK FRAME mitwirkten) nennen oder Low (mit denen Tram einst um den Titel der leisesten Band der Welt rangen). Aber man sollte es lieber halten wie in der Liebe: nicht auf Ähnlichkeiten achten, sondern aufs Detail. Nicht verstehen und erklären wollen, sondern sich auf samtenen Schwingen in die Gefilde ewiger Dauerlosigkeit entführen lassen; von Songs, die mit wenigen Worten und manchmal auch ohne Worte zu Fenstern werden, durch die man sich aus verregneten Tagen hinausträumen kann. Wenn wir alle mit schwierigen Liebesbeziehungen so umgingen wie Tram mit ihrer Musik, dann wäre die Welt ein Paradies.

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