Tricky – Pre-Millenium Tension

Es gibt neue Songs des eigenwilligen Klangkörpers Tricky, des Grantigen. Kurze, verhallte Sequenzen in MAXINQUAYE-Qualität, Botschaften des systematischen Überdrusses, rhythmisch zuckende Mischwesen voll verdrossener Lebenslust und munterer Todesahnung: Tricky verfremdet die Welt, indem er in allen ihren Klängen einen unheimlichen, böswilligen Kern entdeckt. Da mixt er langsame, kurvige Rhythmen und – manchmal soulig animierte, meistens aber übermüdet erzählende – Stimmen mit düsteren, befremdlichen Sounds, und am Ende ist er wie immer der große Gewinner: Weil er den Dancefloor zum Aufführungsort einer Art Hörspiel macht, das sich um die Schattenseiten jedes noch so sonnigen Tages bemüht (Songtitel: ‚Makes Me Wanna Die‘, ‚Bad Dreams‘). Und dabei will Tricky zwar gern der Inszenator sein, ansonsten aber offenbar in erster Linie in Ruhe gelassen werden. Immerhin ist der Gute ein passender Antipode zur allumfassenden Bruder- und Schwesternschaft der Tanzenden: schallt ihm ein hundertstimmiges „Love“ entgegen, kommt ein verhalltes „No“ zurück: Sucht euch gefälligst einen anderen Superstar. Trickys neues Album aber ist attraktiv wie jene mysteriöse Fremde, die die Welt in Verwirrung stürzt. Trickys Songs spielen Geheimnis.