TRU :: Da Crime Family

Priority/EMI

Nicht ganz so klassische Klassiker des Gangsta-Rap wieder aufgelegt

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Vor allem im Hip-Hop, schließlich gibt’s da aktuell nicht allzu viele Partyanlässe. Auch die goldenen Tage von Priority Records liegen lange zurück: Das Label begleitete den Aufstieg des Gangsta-Rap aus dem Underground in die Charts mit einigen wegweisenden Veröffentlichungen. Im vergangenen Jahr übernahm Rapper, Schauspieler, Autor, Porno-Produzent und G-Funk-Großvater Snoop Dogg die künstlerische Leitung des Labels, warf seinen Taschenrechner an und stellte fest, dass Priority 2010 sein 25-jähriges Bestehen begeht.

Der Taschenrechner vergaß zwar zu erwähnen, dass die Firma zwischenzeitlich aufgelöst worden war und die Rechnung nicht ganz korrekt ist, aber egal: Dieses Fest sollte gefeiert werden, mit Compilations und Wiederveröffentlichungen aus dem reichhaltigen Katalog. Die Auswahl der neu abgemischten, aber ansonsten arg spartanisch ausgestatteten Neuauflagen wirkt allerdings recht beliebig: Dass sich der Kreativ-Direktor mit der Wiederveröffentlichung von THA LAST MEAL (2000) selber ehren muss, ist ja verständlich, aber schon damals hatte Snoop bereits Wegweisenderes herausgebracht. Und sicherlich ist DEATH CERTIFICATE (1991) ein Klassiker des Gangsta-Rap, aber das gilt noch mehr für das ein Jahr ältere Debüt von Ice Cube, AMERIKKKA’S MOST WANTED.

Dann aber wird’s wirklich obskur: DA CRIME FAMILY von TRU ist ein sehr schönes Beispiel für den Bling-Bling-Rap, war 1999 jedoch schon das fünfte Album der Posse um Master P, und deren musikalisch einfallsloser, aber mit viel Modeschmuck verzierter Zuhälter-Rap bereits ein alter Hut. Trotzdem sind TRU mit Master Ps Bruder C-Murder und dessen TRAPPED IN CRIME sogar ein zweites Mal vertreten – allzu viel Ehre für einen Master P, dessen Label No Limit weniger mit der Qualität seiner Platten glänzte, sondern eher mit einer frenetischen Veröffentlichungsfrequenz. Zwar machen diese Alben heute noch staunen, doch eher weil man sich wundert, wie mit so einem simplen Marketingrezept solch ein maximaler kommerzieller Erfolg erzielt werden konnte – und dass auf jedem zweiten Cover jemand mit einem unglaublich klobigen Handy telefoniert.

Überhaupt No Limit: Das Label wurde zwar von Priority vertrieben, das wurden damals aber auch STRAIGHT OUTTA COMPTON von N.W.A. und Dr. Dres THE CHRONIC. Zweifellos hätte man den Jubiläums-Vorwand auch nutzen und ein paar tatsächlich bahnbrechende Platten im üppigen Backkatalog auftreiben können. Zum Priority-Stall gehörten zeitweise schließlich auch Jay-Z und Ice T.