Turbo Hy Dramatics :: Hamburg, Fabrik
Ein ungünstiger Tag für die Turbo Hy Dramatics: Die meisten Hamburger Gitarrenrock-Fans waren in die Markthalle gepilgert, um „The Alarm“ zu sehen, und so blieb nur eine Handvoll Besucher für die unbekanntere Konkurrenz aus den USA. Doch keiner der Anwesenden sollte sein Kommen bereuen: Russel Berke (Baß), Drummer Vinny Signorelli und Sänger/Gitarrist Geoff Freeman ließen sich nicht beirren, gaben alles und spielten, als wäre die Fabrik bis auf den letzten Platz ausverkauft.
Eine undankbare Aufgabe, das Besondere an den Turbos zu beschreiben, wo doch weder an der Musik noch an den Musikern etwas Spektakuläres zu sein scheint. Sie spielen typisch amerikanischen PowerPop, TURBO HY DRAMATICS – schnell und furios. Vielleicht ist es die Persönlichkeit des Frontmannes Geoff Freeman: Seine Bühnenpräsenz ist einfach unschlagbar. Mit sichtlichem Spaß an der Sache dirigiert er den dynamischen Set. tobt ausgelassen über die Bühne und amüsiert mit Show-Elementen zum Ende der Songs.
Alles was er tut, geschieht im Rhythmus: selbst wenn er die langen Haare mit dem Kamm aus der Stirn befördert, ist das Timing perfekt. Als Songwriter hat Freeman Talent für einprägsame kurze Songs, die er dem Publikum vehement entgegenschleudert, wobei er auf der Gitarre gekonnt zwischen knochentrockenem Rhythmus und überraschenden Lead-Breaks variiert.
Die schnellen Rocker der letzten LP kommen mit messerscharfem Drive, Titel wie „See Right Through Me“ oder „Sugerloo“ klingen live noch wesentlich geladener als gewohnt. Da die Turbo Hy Dramatics keine langsamen Songs spielen, streuen sie als Abwechslung ein paar verschrobene Riffs und Rhythmen ins Programm, um so die ansonsten straffe Songstruktur zu durchbrechen. Es spricht für die Live-Präsenz der Band, daß diese eher schwierigen Passagen beim Publikum kein Gähnen auslösten, sondern ebenso energiegeladen rüberkamen wie die schnellen, eingängigen Songs.
Im Laufe des Abends wurden die Turbos wüster und wüster, sogar der stoische Rüssel Berke wurde infiziert und zerrte den Baß durch die unmöglichsten Lagen. Als die unvermeidlichen Zugaben anstanden, machte die Band den Koffer auf und holte eine ganze Reihe feiner Standards hervor: Joe Souths „Down In The Boondocks“, The Monkees‘ „Steppin‘ Stone“ und auch das ewig populäre „Wild Thing“, ohne das kaum eine amerikanische Band auskommt.
Schlagzeuger Vinny, schweißverklebt, ausgepowert und schon unsicher auf den Beinen, durfte vor dem nimmersatten Publikum die letzte Zugabe singen, und mit dem Schlußakkord verschwand er schwankend hinter der Bühne, so daß wirklich der letzte einsehen mußte, daß ein funkensprühendes Konzert nun sein Ende gefunden hatte.Good Fun.
Mehr News und Stories