Turner Cody – First Light
Das „Anti“ hat er sich genau genommen noch weniger als die Etikette „Folk“ verdient. Und das kleine Bindestrich-Monster Anti-Folk will Turner Cody so gar nicht gerecht werden, obschon der 27-jährige New Yorker seine Karriere im New Yorker Sidewalk Cafe begann und mit Adam Green ein Kumpel-Verhältnis pflegt. Richtig gewehrt gegen die zweifelhafte Schubladisierung hat sich Cody indes auch noch nicht, 2006 trat er auf im Rahmen der „Legends Of Anti-Folk Tour“. Über zehn Alben (das Gros davon im Eigenvertrieb) zählt die Diskografie des Brooklyn Boys, mit first light nun ist Cody eine prächtige Schunkelplatte gelungen, die sich in jedem Moment der Sympathien für die Golden Sixties versichert. Turner Cody singt Lieder, die man auf Platten von Country Joe St The Fish oder der Jim Kweskin Jug Band vermuten würde, er kann Melodien auf die Straße malen, die so ausgesucht hübsch die Kurve kratzen, dass man vor ihnen stehen bleiben und unentwegt zuhören möchte. Die größte Wärmewirkung entfaltet Codys Heizdecken-Stimme, die das Liedgut von allen Seiten einpackt-dazu die Klarinette im Titelsong, die kleinen Bläsersätze, das hin und her klimpernde Piano, sie alle haben nur Gutes im Sinn, sie wollen diese Lieder so richtig kuschelig machen. Kennen wir diese Lieder nicht? Okay, „Corner Of My Room“ ist sein „Highway 61 Revisited“. Es ist natürlich schön, dass im Jahr 2008 Platten wie diese entstehen,ohne die Anstrengung, Pop definieren, aktualisieren oder in Frage stellen zu wollen. Turner Cody scheint diese Songs so mühelos zu schreiben, er lässt sie mit den Mitteln der Melancholie swingen. Das macht ihm gerade keiner nach, auch Adam Green nicht.
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