Two Gallants – Two Gallants
Wer als Außenstehender, der keine Ahnung vom Metier hat, wissen will, warum manche Motorradfahrer so sehr auf das Prinzip des Zweizylinders abfahren, dem muss man einfach eine MotoGuzzi, eine alte BMW, eine Triumph oder eine Harley-Davidson hinstellen. Im Standgas klingt der Zweizylindermotor rau und polternd und verschluckt sich auch gerne. Erst bei höheren Drehzahlen arbeiten die beiden Töpfe zusammen und entwickeln diese eigentümlich rohe Urgewalt, der man sich entweder schleunigst wieder entziehen will – oder von der man nie wieder loskommt. Nie wieder! Wer dieses Bild auf die Rockmusik überträgt, der landet zwangsläufig bei den White Stripes, bei den alten Fiery Furnaces oder eben bei Two Gallants, dem derzeit vielleicht mächtigsten Zweizylinder der zeitgenössischen Rockmusik. Auch hier kommt es immer auf die richtige Abstimmung an. Adam Stephens und Tyson Vogel machten schon als 12-Jährige zusammen Musik und haben sich offenbar so sehr aneinander gewöhnt, dass kein Bassist und schon gar kein Keyboarder dieses Duo zum Trio hätte erweitern können. Warum auch? Erweiterung ist Verlust, wo der Reiz in der Beschränkung liegt. Benannt haben sie die „zwei Kavaliere“ aus San Francisco, Kalifornien, nach einer Kurzgeschichte von James Joyce. Auch bei der Auswahl ihrer musikalischen Vorbilder sind Two Gallants eher konservativ ausgerichtet. Fragmente von John Lee Hooker, James Brown, Bruce Springsteen, Bob Dylan und Johnny Cash blinken hier und da auf, ohne jemals wirklich das Gesamtbild zu dominieren. Das besorgen Stephens mit seiner schön spröden Gitarre und Vogel mit seinem erzählenden, fast lyrischen Schlagzeugspiel – und programmatischen Songtiteln wie „Emo Country Song“, Two Gallants ist, wie ihr Debütalbum What The Toll Tells, wieder voll von wuchtigen Referenzen und überraschend weichen Harmonien, die noch tagelang im Kopf bleiben. Was auch an Adam Stephens heller und heiserer Stimme liegt, der man sogar gerne dabei zuhört, wie sie sich überschlägt. Bei allem Traditionalismus, der schon das Vorgängeralbum kennzeichnete, haben Two Gallants überdies noch mehr Geschmack an der Verwendung unterschiedlicher Tempi gefunden. So durchläuft beispielsweise „My Baby’s Gone“ alle möglichen Zustände vom totalen Blues-Stillstand bis hin zum Punk-Polka-Speed-Rausch. Das ständige Nachjustieren von Rhythmus und Intensität ist dabei nie Selbstzweck bei diesem Duo, sondern dient der Dynamik der Geschichte; dann darf’s sogar mal ein verblüffend lässig dahinschlenkernder Off-Beat sein wie in „Reflections Of The Marionette“. Es sieht also ganz danach aus. als bestätigte sich ein alter Verdacht: Diese Musik ist „built to last“. Das ist ja das Gute an den simplen Zweizylindern: Wo wenig überflüssige Teile dran sind, da kann auch nur wenig kaputtgehen.
www.twogallants.com
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