U2 by U2 – von U2, mit Neil McCormick :: 150 Stunden Plauderarbeit

€Erschöpfende Selbstbiografie mit Unmengen von Bildern und einigen Schwächen.

Dass Paul David Hewson ein schweigsamer Zeitgenosse sei, würde wahrscheinlich niemand, der die letzten 20 Jahre auf dem Planeten Terra verbracht hat, ohne Weiteres behaupten. Nicht umsonst trug er lange Jahre den Künstlernachnamen „Vox“. Aber unter den vielen Themen, zu denen Charity-Millionär Bono (und seine nicht sonderlich vorlauten Bandkollegen) bei jeder Gelegenheit Einschätzungen, Parolen, Senf und Sonstiges äußert, ist erstaunlich selten das eigene Leben. Diese Lücke schließt sich nun, und zwar gründlich: Gemeinsam mit ihrem Schulfreund Neil McCarmick (der bereits mit „KilJing Bono/I Was Bonos Doppelganger“ ein Buch über die gemeinsame Zeit an der Mount Temple Comprehensive und sein eigenes Mühen im Schatten des großen Fahnenträgers geschrieben hat) und Manager Paul McGuiness hockte sich die Band (insgesamt) 150 Stunden hin und erzählte und erzählte und erzählte, über ihr Leben, ihre Kindheit, lugend. Lehr- und Wanderjahre, ihr musikalisches Schaffen und das Sein auf den Höhen des Megastartums, dass es kaum jemandem gelingen wird, das alles in einem Zug durchzulesen. Das liegt an der schieren Fülle, es liegt an den vielen, vielen Bildern, es liegt aber auch daran, dass die große und ganze und im Großen und Ganzen schöne und interessante Sache zwei nicht unwesentliche Schwächen hat: Die eine ist verständlich – wenn man derart ins Plaudern gerät, gewinnt zwischendurch und immer mal wieder die Redundanz die Oberhand über Stringenz und Essenz (zumal wenn man einen Uz-Besessenen, der jedes Wort für grundsätzlich veröffentlichenswert hält, solange es den Mündern seiner Helden entrinnt, mit der nicht zu unterschätzenden Arbeit des Redigierens betraut). Dann legt der Leser den Riesenziegel erschöpft beiseite oder beschränkt sich aufs Kreuzund Querlesen. Die wichtigere Schwäche jedoch sind Übersetzung und Lektorat: So titanisch die Arbeit gewesen sein muss, die Textmassen dem Englischen zu entreißen, -angenehmer wäre die Lesearbeit, wenn dabei nicht (Zitat) „halbgegorenes Zeug“ herausgekommen wäre, zudem durch Fehler geschmückt: „Das war .Out OfControV, der ersten Single von 1/2“, lesen wir (eines von außergewöhnlich vielen Beispielen) auf Seite 15 über einen Song, von dem Bono „glaubt“, ihn geschrieben zu haben. Angesichts der luxuriösen Aufmachung und des stolzen Preises ist das schon mehr als schade.

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