U2 – Zoo TV Live From Sydney

Das klassische Rock n’Roll-Format wird ihnen Endeder80erzu langweilig der Flirt mit Americana, Blues und Folk ebenso. Also erfinden sich 1)2 auf ACHTUNG BABY und ZOOROPA einfach neu. Unter der Regie von Brian Eno polen sie ihren Sound zu einem experimentellen Disco-Hightech-Rock um, was sich natürlich auch in der Bühnenshow niederschlägt. Und wie: „Zoo TV“ ist eine gigantische Multimediashow, bei der die Iren zu ihren eigenen Statisten verkommen. Im Vordergrund steht nicht Bono, der Rock-Gott in schwarzem Latex, sondern das Spiel mit der Technik – mit Bildern aus der bunten TV-Welt, mit Emblemen, Symbolen und Schlagwörtern, die sie mit riesigem Aufwand inszenieren. Genauer mit vier Mega-Screens, vier Vidi-Walls. 36 Video-Monitoren, 18 Projektoren, fünf Übertragungskameras, einem Satelliten-System und einer 19-köpfigen Video-Crew. Ein tourender Fernsehsender, zu dem U2 den entsprechenden Soundtrack liefern. Da mutet es geradezu ironisch an, wenn Bono zwischendurch verkündet: Wir seid doch nicht zum Fernsehgucken gekommen, oder? Das ist eine Rock’n’Roll-Show. „Was erstens glatt gelogen ist. und zweitens ist das Material von ACHTUNG baby und ZOOROPA auch alles andere als spannend. Erst Klassiker wie „New Years Day“, „Pride“ oder ein Cover von Lou Reeds „Satellite Of Love“ richten den Fokus wieder auf die Musik. Letzteres ist der Höhepunkt eines Akustiksets inmitten der Menge, das U2 zumindest für einige Minuten als Musiker aus Fleisch und Blut zeigt, die auch ohne großes Brimborium können. Genau dazu kehren sie zum Ende der fast zweistündigen Show zurück. Bono schlüpft in die Rolle von Mephisto, hüllt sich in den goldenen Glitzer-Anzug von Elvis und schmettert „Can’t Help Falling In Love With You“. Ein gigantisches Schmierentheater in bester Vegas-Manier: theatralisches Entertainment mit viel Pomp, aber schnell verderblich. Dasselbe gilt fürs dröge Bonus-Material aus langatmigen Pseudo-Dokumentationen und einer Karaoke-Version von „Numb „. Wer das braucht? Das globale Wirtschaftsunternehmen U2, das jährlich Hundertmillionen von Dollars scheffelt, kaum Steuern zahlt, aber gegen die Armut in Afrika kämpft. Grotesk – genau wie ZOOROPA …