Udo Lindenberg – Kosmos

Eine kosmische Katastrophe: Einfallslose Enigma-Variationen aus zweiter Hand (‚Salomon‘) treffen auf King Crimson-Metal für Arme (‚Soldaten der Liebe‘), Bombast-Breitseiten à la Mike Batt (‚Kosmos‘) auf Schlager-Schablonen für die ZDF-Hitparade (Noch nicht reif für dich‘). Udo Lindenberg verschwindet mit KOSMOS, seinem 32. Album in 25 Jahren (diverse Sampler mal nicht mitgezählt) im schwarzen Loch der Beliebigkeiten. Wer in diesem musikalischen Selbsterfahrungs-Workshop für Berufsjugendliche nach einem roten Faden sucht, ist selbst schuld. Hier wird zwischen Grunge und Dance alles ausprobiert, ohne Überraschung, ohne Leben, dafür voller Klischees. Daß sich kompositorische Belanglosigkeiten in den Texten fortsetzen, ist man von Lindenberg mittlerweile zwar gewohnt, ärgerlich bleibt es trotzdem, wenn man bedenkt, wie wichtig der Mann einmal war (man erinnere sich nur an das wegweisende Album BALL POMPÖS/1974). Heute werden gnadenlos läppische Lifestyle-Floskeln verbraten (‚Wenn du mit ihm schläfst‘, ‚Ich bin ein Single‘) oder Textzeilen geschmiedet, die vor Flachsinn nur so strotzen (‚Einer Schale, der niemals edler Wein fehlen soll, gleicht dein Schoß, süßes Mädchen‘). Ein einziges Mal gelingt Lindenberg etwas wie Poesie, echtes Gefühl. Die Piano-Ballade ‚Dach der Welt‘ isl eine Perle. Doch was ist schon eine Perle im unendlichen Kosmos?