Überfällig :: Wilde Frauen im Wilden Westen

Bad Girls? So schlecht sind die vier Ladies gar nicht, die antreten, um es im Rahmen des derzeitigen Westem-Revivals mit den konkurrierenden Kerlen Mel „Maverick“ Gibson und Kevin „Wyatt Earp“ Costner aufzunehmen. Da spricht zunächst einmal der Kuriositätsfoktor für das feurige Quartett Stowe, MacDowell, Masterson und Barrymore: Denn wann hat es in der nunmehr 90jährigen Cowboy-und-lndianer-Historie schon mal einen Western gegeben, in dem heldenhafte Cowgirls schießen, reiten und fluchen durften?

Doch Hollywoods post-„Thelma & louise“-Phase macht’s möglich: Dieses Jahr gerät der Western, immerhin das traditionell am auffälligsten von Macho-Symbolik besetzte Filmgenre, fest in starke Frauenhand. Und abgesehen davon, daß die Zeit für solch ein vielversprechendes Konzept wirklich reif war, ist „Bad Girls“ auch zu solidem, bisweilen funkensprühendem Entertainment geworden, das durchaus beide Zuschauer-Geschlechter zum Pferdestehlen anregen dürfte.

Angelehnt an Clint Eastwoods Meisterwerk „Erbarmungslos“ beginnt „Bad Girls“ damit, daß eine Prostituierte in Notwehr einen zudringlichen Freier erschießt, und dafür von spießigen Dörflern zur Verantwortung gezogen werden soll. Doch mit der einmol mehr phänomenalen Madeleine Stowe („Blink“) kann man sowas natürlich nicht machen. Diese Frau, die eindrucksvoller als jede andere amerikanische Schauspielerin feministische Stärke verkörpert, ohne dabei spröde und botschaftstrunken zu wirken, schart flugs ihre coolen, schönen Kolleginnen um sich und sucht die Flucht nach vorne. Aber auch Drew Barrymore, die Kleine aus E.T., läuft nach überwundenen Alkoholproblemen und dem mehr als mäßigen Streifen „Poison Ivy“ zu Hochform auf.

Gejagt von bösartigen Sheriffs und Pinkerton-Detektiven entfliehen die glorreichen Vier also immer die Prärie entlang — und wie es sich gehört, pflastern Leichen ihren Weg, will man ihnen für eine handvoll Dollar ans Leder und bündelt sich die Hatz im Duell in der Sonne.

Alles in allem läßt sich zwar nicht behaupten, daß die Story von Regisseur Jonathan Kaplan („Angeklagt“) den Western neu erfindet und Klischees weiträumig aus dem Weg geht. Doch rasanter und aufregender als vor ihnen die Yuppies („Young Guns“) und die Rapper („Posse“) gestalten diese Bad Girls die Western-Invasion allemal. Und blaue Bohnen sind schließlich auch wesentlich genußvoller als grüne Tomaten …