Überzeugungstäter mit Humor: Julian Dawson, der sanfte Riese
LONDON. „Ehrlich: Ich bin der beste Performer, den ich kenne. Ganz einfach deshalb, weil ich auf der Bühne so viel Spaß habe.“ Nein, unter mangelndem Selbstbewußtsein leidet der Hüne mit dem Charakterkopf wirklich nicht. Wozu auch? Immerhin zählt Dawson in Zeiten lautstarker Grunge-Gitarren zur scheinbar aussterbenden Kaste klassischer Song-Handwerker — was er natürlich auch weiß: Jeder, der eine Plane von Chris Rea, Bruce Springsteen oder Neil Young kauft, könnte theoretisch auch eine von mir nehmen. „
Kann schon sein, möchte man ¿
dem durchaus hit-tauglichen Spatentwickler gern zurufen. Und doch haben sich an diesem Abend in Londons „Subterrania Club“ kaum mehr als 150 Zuhörer eingefunden. Die allerdings bringen Dawson noch während der Show stehende Ovationen.
Zu Recht. Denn was der zeitweilige Tournee-Gast von BAP da oben auf der Bühne bietet, ist bestes Musik-Entertainment. Mit seiner Begleitung an Baß, Schlagzeug und Gitarre schwitzt Dawson sich durch ein selbstverfaßles Repertoire aus Country und Cajun, Rock und Pop, Blues und Ballade. Und das alles mit einer Hingabe, die — spätestens bei der A-cappella-Nummer „Sunday Into Saturday Night“ — selbst dem letzten Zweifler klar macht: Da steht einer, der auch Wort für Wort an das glaubt, was er singt.
„Die Zeiten sind ohnehin schwer genug,“ meint Dawson nach dem Konzert. „Deshalb sehe ich einfach keinen Sinn darin, die Leute mit Depresso-Songs nur noch mehr rumerzuziehen.“ Da sollte sich der sanfte Riese überhaupt keine Sorgen machen: Es gibt wenige Musiker, die den Zuschauer so aufgeräumt und positiv nach Hause entlassen wie er.
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