UFO – Live In Texas; High Stakes And Dangerous Men; Light Out In Tokyo: Live

Bands haben ihre Zeit, und die von UFO lag zwischen 1974 und 1978, also in jener Phase, als Michael Schenker an der Gitarre für gute Laune sorgte. Bands können ihre Zeit auch überschreiten, und genau dort liegt das Problem von UFO der post-Schenker-Ära. Denn LIVE IN TEXAS 2, 1979 nach Schenkers Abgang eingespielt, präsentiert eine holpernde Rhythmus-Sektion, durchschnittliches Geshoute von Phil Mogg, der gerne einen Halbton zu tief liegt und ambitionierte, aber unspektakuläre Gitarrenarbeit von Paul Chapman. Was bleibt, ist erzkonventioneller Hardrock, grundsolide aber ohne echte Höhepunkte. Doch wahre Heavy-Recken machen weiter bis zum Umfallen, möge der Zeitgeist auch noch so widrig sein und die Lederkluft immer enger werden. Das bedeutet im Falle des britischen Flugobjekts eine ganze Reihe von Alben in den achtziger und neunziger Jahren, deren Wurzeln irgendwo Mitte der Siebziger vergraben liegen. HIGH STAKES & DANGEROUS MEN 2 stammt von 1992, steigerte seinerzeit bei Biker-Treffen mitsamt „WetT-Shirt-Contest“ sicherden Dosenbierkonsum und ist das Paradebeispiel eines ganzen Genres: Mit Berufung auf treue Fans, die mit modernem Scheiß einfach nichts anfangen können (ein Totschlagargument, das gleich hinter „drohendem Arbeitsplatzabbau“ rangiert), spielt eine Band die Musik der späten 70er im aufgedröhnten Sound der 90er. „Morbus Whitesnake“ kann man das nennen, oder auch die „Status Quotisierung der Rockmusik“. Klar, neu ist nicht gleich gut und alt ist nicht gleich schlecht, sonst könnte man sich die Rubrik, in der diese Zeilen gedruckt werden, getrost sparen. Doch dem Versuch, angejahrten Klängen mit zeitgeistigen Produktionstricks neues Leben einzuhauchen, haftet etwas Verzweifeltes an. In den besseren Momenten klingt HIGH STAKES & DANGEROUS MEN wie Deep Purple der Post-PERFECT STRANGERS-Phase, in den schlechteren jedoch wie x-beliebige Hardrock-Veteranen, die sich um ihre Alterversorgung kümmern müssen, weil sie die Tantiemen aus den 7oern in wenig bleibende Werte wie Kokain und Autos investiert haben. Eine reelle Chance zur Rentenaufbesserung haben derlei Musiker erfahrungsgemäß in Japan. UFO jedenfalls nahmen ihr ‚g^er-Bühnenwerk LIGHTS OUT IN TOKYO: LIVE 3 konsequenterweiser ebendort auf. Und – oh Wunder – Nippons Enthusiasmus scheint ansteckend zu sein: Das Best Of-Programm von Moggs Mannen ist ein Jahr nach HIGH STAKES &t DANGEROUS MEN zwar immer noch nicht zeitgemäßer, doch was die Spielfreude angeht, lassen es die Herren richtig krachen. Die Rhythmusgruppe spielt kompakt und kraftvoll,Gitarrist Laurence Archer fiedelt fröhlich seine flotten Licks und Phil Mogg singt absolut sauber.