Ui – The Two Sided Sharpie
Zu den wirklich erfreulichen Tendenzen der 90er Jahre gehört der Aufbruch zu neuen Besetzungsformen. Im Zeitalter von DJ und Sequencer erkennen Immer mehr Bands, daß nach dem Ausstieg des Gitarristen oder der Sängerin nicht unbedingt Ersatz her muß; oder sie finden gar gleich so zusammen wie Sasha Frere-Jones, Clem Waldmann und Wilbo Wright, zwei Bassisten und ein Schlagzeuger, die sich 1991 in New York als Ui formierten. Seitdem wird auf spielerisch höchstem Niveau Rhythmus und Sound produziert – strenger und verkopfter, aber auch freier als die befreundeten BandsTortoise oder Stereolab. Ui operieren jenseits von tradierten Song-Formaten, grooven am Club vorbei, zeigen aber auch, daß ein Zusammenspiel von Drum ’n‘ Bass durchaus mit der gleichnamigen Musikform korrespondieren kann, wie auf The Sharpie, dem längsten Stück dieser Compilation zweier vergriffener EPs, wo kleine Unsauberkeiten bzw. spielerische Variation den handgemachten Breakbeat zu einer äußerst lebendigen und neuartigen Erfahrung machen. Ansonsten dominiert flächig-atmosphärisches Miteinander, ein gegenseitiges Durchdringen von lustigen Klangreisen (für die einer der Bässe auch mal gegen Synthie, Banjo oder Tuba ausgetauscht wird) und diszipliniert gespielte Patterns und Loops. Jazz, Improvisation, HipHop. Und bis auf eine kurze Ausnahme instrumental.
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