Und jetzt: die Singles

Tusch. Mehr als zwei Jahre nach ihrem Debütalbum gibt es endlich wieder neue Tone von Gwbag* zu hören. Die Single „Push lt“(Mushroom/RCA/BMG Ariola) kündet vom kommenden Album VERSION 2.0, und wahrlich, ich sage euch, die Kunde ist eine frohe. „Push It“ (VÖ: 20.4.) hat alles, was einen Carbage-Song ausmacht: Ohrwurmmelodie, krachende Samples, Shirley Mansons unterkühlt-lasziven Gesang und ein prägnantes Gitarrenriff, das dich an die Hand nimmt und durch das Stück mit seinen hunderttausend Schichten schwer dechiffrierbarer Sounds und Samples geleitet. Note am Rande: Shirtey Manson singt die Zeile „Don’t Worry Baby“ aus dem gleichnamigen Beach Boys-Song. Mit dem ausdrücklichen Segen von Brian Wilson. Dem gefällt’s. Uns auch. 5 Sterne

Ach Marusha, hättest du geschwiegen, wärest du vielleicht irgendwann einmal im Zuge eines Revivals Philosophin geworden. Die Mainstream-Techno-Pionierin ruft auf ihrer neuen Single zur „Free Love“ (Low Spirit/RCA/BMG Ariola) auf. Besagtes Stück, der dazugehörige „Video Mix“ und „Rhythmatic“sind hochgradig dazu angetan, alle Vorurteile von Otto Normalrocker gegenüber Techno auf breiter Front zu bestätigen. Dumpfe, Subwoofertaugliche Beats, sporadische Stimmsamples („Freeeheeeheee Loohoohoooove“) und piepsige Kindermelodien sind der Stoff, aus dem Marusha ihren Dancepop strickt. Das hat mit Techno soviel zu tun wie Peter Maffay mit Rock p n‘ Roll oder Garth Brooks mit Country. Nicht sehr lustig. 2 Sterne

Gleiches gilt für die Idee, alten 80er Jahre-Kamellen einen Hip-, Trip- oder sonstwie hoppigen Anstrich zu verleihen. Fire Island, die beiden britischen DJs Pete Heller und Terry Farley, haben sich der alten Style Council-Nummer „Shout To The Top“ (JBO/V2/Rough Trade) angenommen und das Ergebnis ist – allen Vorbehalten zum Trotz – gar nicht mal so übel. Die Stimme von Soul-Lady Loleatta Holloway verleiht der housigen Nummer eine schöne 70er Jahre-Jugendheim-Disco-Atmosphäre. Das ganze gibt’s dann selbstverständlich noch in etwa 69 mehr oder weniger freien Remixen von u.a. Franckie Nuckles oder Club 69. 4 Sterne

Zurück zu wahrer, echter elektronischer Musik. Kimmo Kajasto und Jari Kokkonnen bildeten früher das famose finnische acid-jazzy-drum ’n‘ bassy-Duo RinneRadio. Jetzt legen die beiden zusammen mit DJ Borzin (aka Varma Koneveli) ihre Debüt-EP unter dem Namen The Koneveljet vor. „Man On The Moon“ (Sauna Connections/Rough Trade) featured die beiden trippigen House-Stücke „Man On The Moon“ und „Ethakon“ sowie den D ’n‘ B-Remix „Men From The Moon“. Das ist der Rhythmus, wo man mit muß. Extrem tanzbar und – obwohl aus Finnland – erstaunlicherweise ganz ohne Humppa. 4 Sterne

Vergiß Humppa. Hey Mann, es ist 1998. Es ist Zeit für Alternative-Rock aus Deutschland. Anfw 7J aus Erfurt lassen es auf ihrer Debüt-EP „Anger 77“ (Alternation/Intercord) so richtig krachen. Die Fünf rocken, mit geloopten Wah-Wah-Gitarren, kühlem Gesang und Zeilen wie diesen: „Du sagst, daß ich uncool bin, weil ich etwas kultig find‘, auf das sehr sehr viele Leute stehn“, Weisheiten, Wahrheiten, Worte so ehern wie der Erfurter Dom. 2 Sterne