Unterwegs nach Cold Mountain

Musik ist in den Filmen von Anthony Minghella stets von elementarer Bedeutung. Weniger clever-clever eingesetzt als bei Tarantino, aber mit dem gleichen Stellenwert: verführerisch und rätselhaft in der englische Patient oder pulsierend und chaotisch in der talentierte mr. ripley. In unterwegs nach cold Mountain, seiner betörenden Adaption des Bestsellers von Charles Frazier, erzählt Minghella die Geschichte einer Odyssee und forscht dabei den Ursprüngen der amerikanischen Musik nach: Der blutigen Schlachten des Bürgerkrieges überdrüssig, macht sich der junge Konföderierten-Soldat Inman (Jude Law) als Deserteur auf den Weg durch ein vom Krieg gebeuteltes Land. Zurück nach Hause in das Dorf Cold Mountain, wo die Frau wartet, die er liebt – auch wenn er sie nicht einmal richtig kennt und nur einmal verschämt geküsst hat. Nicht von ungefähr spielen in diesem Film aber auch drei reisende Musiker Idarunter: Jack White in schnöde Brauntöne gekleidet!!, die sich mit Appalachen-Folk Kost und Logis verdienen, Schlüsselrollen. Sie finden in Cold Mountain Unterschlupf bei Inmans großer Liebe Ada (etwas sehr ätherisch: Nicole Kidmanl, die ihr Leben nach dem Tod des Vaters mit Hilfe des schroffen Dixie-Chicks Ruby IRenee Zellweger) prä-feministisch selbst zu verwalten versucht. Wenn die Handlung zu der an Hindernissen reichen Heimreise Inmans schwenkt, nimmt sie einen episodischeren Ton an – als handelte es sich um einen am Lagerfeuer zum Besten gegebenen Songzyklus. Jede Begegnung Inmans – mit einem bigotten Priester, der nach einer Affäre mit seiner schwarzen Magd aus der Stadt gejagt wird, einem Hillbilly-Bauern und seinem Stall lüsterner Frauenzimmer, einer pragmatischen Ziegenhirtin, einer jungen Witwe, die ihr Baby durchbringen muss – schärft unser Verständnis für ein aus den Fugen geratenes Land und Inmans unbezwingbare Sehnsucht. Ada in seine Arme zu schließen. Wenn Epos, dann so: trocken, intelligent, unaufgeregt – vom Bürgerkrieg verweht, auf Fiddel und Banjo gespielt.