Van der Graaf Generator – Present

Es war einmal eine Artrock-Band, die war anders als andere Artrockbands. Mit einer bittersüßen, kunstvollen, komplexen Musik, die mal Prog sein wollte, mal Punk sein konnte, unterschied sie sich vom aufgeblasenen, artifiziellen Fantasy-Pomp ihrer Zeitgenossen. Kafka statt Tolkien. El Lissitzky statt Jeff Koons. Das ist sehr lange her. Bald 30 Jahre. In dieser Zeit gab es immer wieder mal kleinere [bei diversen privaten Geburtstagspartys) und mittlere (das „Union Chapel Concert“ 1996] Reunions von Van der Graaf Generator. Nun also die „richtige“ Wiedervereinigung, die wie Schlagzeuger Guy Evans nicht ohne Blick auf andere Bands aus den 70er Jahren (hallo, Brian May) – in den Liner Notes schreibt, zu einem Zeitpunkt erfolgen sollte, „zu dem wir alle noch am Leben sind“. Van der Graaf Generator haben es 28 Jahre nach ihrem letzten Studioalbum geschafft in der Besetzung, die nach der bescheidenen Meinung des Rezensenten die besten VdGG-Alben aufgenommen hat (GODBLUFF, STILL LIFE, WORLD RECORD] – diese typische, seltsame, einmalige Soundästhetik zu rekonstruieren. Es ist alles wieder da: Peter Hammills existentialistische, Angst-getriebene Texte, David Jacksons freies Saxophonspiel, seine lyrischen Flötentöne, Hugh Bantons rollendes Keyboard und Guy Evans‘ manisches Schlagzeugspiel. PRESENT bewegt sich lauf der ersten CD] auf sechs Songs von den mehr progigen Anfängen der Band zum punk-progigen Ende. Aber irgendetwas fehlt. Etwas Magisches wie „Still Life“, „Undercover Man“, „Meurglys III“ oder „Wondering“, ein Song als Manifest, ein Song, der Leben retten kann. Die Magie, die auf der ersten CD fehlt, kommt auf der zweiten. Van der Graaf Generator haben bei den Album-Rehearsals die Bandmaschine mitlaufen lassen und zehn instrumentale Improvisationen auf die zweite CD gepackt. Das sind wütende, verrückte, verspielte, lyrische Instrumentals zwischen Free Jazz, Prog und Noise-Rock. Und dafür gibt’s den vierten Stern.

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