Van Morrison, Düsseldorf, Philipshalle

„Der sieht ja aus wie ein Taxifahrer aus der Nachtschicht“, bemerkt eine Zuschauerin, als sich Van Morrison seinen knapp 2000 Zuhörern zeigt. Nun gut, der Mann führt eben keine Samstagnacht-Eitelkeiten spazieren, wenn er wohlgenährt in dunkler Lederjacke die Bühne betritt. Was soll’s? Wer geht schon in ein Van Morrison-Konzert, um seine Sehnerven verwöhnen zu lassen? Was außer seiner Musik sollte auch unterhaltsam sein an einem Mann, der eher mißmutig und gedankenverloren im Scheinwerferlicht erscheint?

Anfangs schleudert er seine Songs dem Publikum förmlich entgegen. Ob das der richtige Weg ist, über den Insider-Status hinauszugelangen, sei dahingestellt; von den Plattenumsätzcn ganz zu schweigen. Das Publikum scheint ihn vorläufig nicht zu interessieren. Wer sagt da was von Stimmung? Nichts da. Ab und zu ein mundfaules „thank you“ des Meisters. Das hat zu genügen. Ein Lächeln vielleicht? Natürlich nicht. Einzig wahrnehmbare Reaktion: Er schwitzt. Ja wenigstens etwas. Artiger Applaus und andächtige Zurückhaltung.

Die achtköpfige Tourband spielt präzise und über alle Zweifel erhaben. Das musikalische Spektrum reicht von Jazz. Blues, Rock bis hin zum irischen Folk. Bassist Jerome Rinson und Drummer Roy Jones breiten den solide akzentuierten Grundteppich aus. Keyboarder Clifford Drinkwatci schleicht sich sensibel verträumt ins Geschehen. Arty McGlynn, der Gitarrist, besitzt ein Faible für atmosphärische Verspieltheiten. Die Bläser Richard Buckley (Sax) und Martin Drover (Trumpet) holen aus ihren Instrumenten den messerscharfen Soul einer Big Band. Zu guter Letzt die beiden Chordamen Helen Bradley und June Boyee. die unaufdringlich, aher wirkungsvoll gesangliche Farbtupfer setzen. Gemeinsam bringt die Band alles auf den Punkt. Keine Konfektionsware, sondern Maßanzüge für das gehobene Qualitätsbewußtsein.

Nachdem das Publikum so verwöhnt wurde, nimmt es die Sache mit der Stimmung nach gut einer Stunde selbst in die Hand und provoziert ihn. auf Zwischenrufe zu reagieren. Und siehe da, der Mann läßt sich tatsächlich aus der Reserve locken. Er spürt, daß die Leute die Distanz überwinden wollen. Hin und wieder lächelt er amüsiert. Aus dem exzellenten Vorspiel wird nach und nach ein stimmungsgeladenes Finale. Kein Feuerwerk fürs Auge, aber Seele fürs Ohr.