Various Artists – Hicks From The Sticks
Neulich kam ein Freund zu mir und blieb drei Stunden. Und hörte sich all die neuen Platten an. Er legte eine LP auf, hörte drei bis vier Takte des ersten Stücks und legte in das zweite Stück und hörte und legte in das dritte und hörte und… Für jede Platte brauchte er zwei Minuten. Du kannst Dir selbst ausrechnen, wieviel er in den drei Stunden schaffte. Jedenfalls entschied er sich, eine einzige LP zu kaufen.
Eine neue/adäquate Hör-Methode? Rein und schnell wieder raus. Und immer wieder. Dasselbe. Bei diesen (beiden) Samplern geht’s einem ähnlich. Man rast durch verschiedene Angebote (Interpreten/Songs), die sich dann beim näheren Hinhören doch kaum voneinander unterscheiden.
HICKS FROM THE STICKS bringt 16 (!) Gruppen aus den Nordregionen Englands (also Provinz) mit jeweils einem Song. Aus diesem Misch-Masch aus trockenen/leeren und jodelnden/leichten Pop-Melodien, die meistens durch platte Keyboard-Strukturen getragen werden, fallen nur die Section 25 raus, die klopfend und sich wiederholend (Baß/Drums) ihr .After Image‘ offenbaren. Und der Rest? Forget it! Diese LP hat ihren Wert in der Tatsache, daß sie die 16 Bands in die Öffentlichkeit gebracht hat. Mehr ist aber auch nicht drin!
Mehr steckt in CAN YOU HEAR ME… Alles aber auch nicht! Im Gegensatz zu HICKSist die Musik hier scheppernd/rackernd und lebendig! Ein Live-Mitschnitt aus dem Jahr ’79 aus dem San Francisco-Club Deaf Club (= Taubstummenclub), dessen Besitzer den umherstreunenden diversen Punk Bands eine Auftrittsmöglichkeit unter Kaliforniens Sonne gegeben hat (heute ist der Club geschlossen!). Vertreten sind die Rauf-Runter- (sprich Pogo) Bands: Dead Kennedys, mit Polit-Anspruch und drei Songs (ihre Hymne auf Jerry Brown .California Über Alles‘ ist nicht dabei!); die KGB und die Pink Section. Die Offs versuchen sich mit einer Funk-Punk-Fusion. Die Mutants (die aus Frisco) machen einen auf Heavy-Rock. Und Tuxedo Moon, rockiger und psychedelischer als auf ihren Studio-Produkten, singen “ 19th Nervous Breakdown“ (Jagger/Richards) auf deutsch und werden bei ,Heaven‘ (aus dem Film Eraserhead) atmosphärisch.
Sampler-Nach-Gedanke: Du kommst Dir vor wie in diesen großen Konsumsärgen am Rande der Stadt. Wo Du reingehst, um die Hasche Wodka zu kaufen und dann mit einem Sack voll Gemischtwaren wieder rauskommst. Ich kauf mir lieber eine Single…
1 (Hicks)
3 (Deaf Club)
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