Vic Chesnutt – Is the Actor Happy
Sein Entdecker Michael Stipe schwärmt in höchsten Tönen, Bob Mould ist voll des Lobes. Und Giant Sands Frontmann Howe Gelb bezeichnet ihn als „größten Singer/Songwriter der Vereinigten Staaten“: Musikerkollegen loben Vic Chesnutt also über den grünen Klee, doch für das Gros der Musikhörer ist der Songwriter, Gitarrist und Sänger aus Athens, Georgia, noch immer ein unbeschriebenes Blatt. Mit IS THE ACTOR HAPPY, einem laut eigenen Worten „wunderschön dummen Konzeptalbum“ über sein ambivalentes Verhältnis zu Liveauftritten, gelingt Vic Chesnutt jedenfalls eine Songkollektion der Extraklasse. Mit 13 Tracks, darunter herzerweichend melancholische Balladen wie ‚Wrong Piano‘ und düstere Selbstreflexionen wie ‚Free Of Hope‘, breitet der seit zwölf Jahren an den Rollstuhl gefesselte Musiker ein unvergleichlich zartes und zugleich reichhaltig instrumentiertes (Banjo, Cello und Pedal Steel-Gitarre) musikalisches Geflecht aus. Seine wunderbar spröden Folk-, Rock- und Countrysongs erstrahlen in einem melodischen und textlichen Glanz, an den nur ganz wenige Kollegen heranreichen. Die obligaten Vergleiche mit Größen wie Van Morrison und Randy Newman werden durch ebenso sanftmütige wie eindringliche Songs (‚Betty Lonely‘) und außergewöhnliche Balladen (‚Doubting Woman‘) gerechtfertigt. Dabei verweist Vic Chesnutt, der vor allem Sänger und Songwriter wie Tom Waits, Merle Haggard, Willie Nelson und David Allan Coe verehrt, in seinen Songs nie direkt auf seine Vorbilder, sondern läßt sie nahezu unbewußt in seinen musikalischen Kontext einfließen. Zusammen mit seiner Scared Skiffle Band, bestehend aus seiner Frau Tina am Baß, Schlagzeuger Jimmy Davidson und Multi-Instrumentalist Alex McManus, kreiert Chesnutt mit unnachahmlichen Humor groteske und dynamische Geschichten, die oft von depressiver Stimmung ohne Vorwarnung in gelöste Heiterkeit umschlagen. Sogar Michael Stipe, der den Songwriter 1988 in einem kleinen Club in Athens entdeckte und die ersten beiden Alben LITTLE (1990) und das Jahrzehntwerk WEST OF ROME (1992) produzierte, steuert in Songs wie ‚Gravity Of The Situation‘, dem eindeutigen Hit der Platte, und ‚Thailand‘ seinen markanten Gesang bei. Doch trotz aller melodischer Vielfalt verliert Chesnutt auch auf diesem Album nie seine stilistischen Ecken und Kanten. Im Gegenteil: Mit atmosphärisch beeindruckenden Stücken wie ‚Sad Peter Pan‘ und markanten Rocksongs wie ‚Strage Language“, die kompetent zwischen leisen Akustikpassagen und harten Gitarrensounds pendeln, verführt er den geneigten Hörer in seine eigenwillige Welt, in der für musikalisches Mittelmaß auch nach vier Alben kein Platz ist. Vic Chesnutt versteht es wie nur wenige, seine musikalischen und textlichen Visionen in unvergleichliche Songs zu verpacken. Mit IS THE ACTOR HAPPY ist ihm das erneut aufs Vortrefflichste gelungen. Veröffentlichungstermin: 3. April
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