Victoria Williams – Musings Of A Creekdipper
In Amerika gilt sie als Institution, hierzulande ist die begnadete Singer/Songwriterin Victoria Williams höchstens durch das Tributealbum SWEET RELIEF bekannt. Doch Victoria gefällt sich in der Rolle des ewigen Mauerblümchens. Unauffällig, ruhig, bescheiden und äußerst rural, lebt sie auf einer Farm in der kalifornischen Wüste mit Pferd Kashmir und Ehemann Mark Olson. Entsprechend klingt auch ihre Musik: Einerseits sanfte Piano-Klänge, flirrende Streicher und verhaltene Orchestrierung, anderseits spröde Folk-Songs mit Harmonika, Gitarre und Snare-Drums. Schlicht und schön, vorgetragen mit einer Stimme, die sich vor Emotionalität ständig überschlägt. Einmal klingt sie so kratzig und brüchig wie Marianne Faithfull, dann wieder so unschuldig und naiv wie ein kleines Mädchen. Genau daran erinnert sie auch in „Train Song“, einem Manifest zur Wiederbelebung des amerikanischen Nahverkehrsnetzes. Billige, aber angenehme Zugreisen für Kinder und alte Leute? Ein schöner Traum. Auch sonst lamentiert die gute Victoria ziemlich weltentrückt über Bäume, Allergien, Regen, Hunde, Korn und Hafer – das Landleben im Allgemeinen. Trotz einer mustergültigen Produktion ist der Vortrag auf Dauer von 45 Minuten zuweilen doch ziemlich ermüdend. Insofern ist geschicktes Dosieren oder Kombinieren erforderlich – am besten mit etwas, das richtig rockt.
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