Vienna Art Orchestra – Big Band Poesie
28 Jahre leitet Mathias Rüegg nun das Jazz-Kollektiv, das den Gründungsort im Namen trägt. Und als offizieller Kulturbotschafter Österreichs ist das Vienna Art Orchestra eine Institution, tingelt die gesamte Mannschaft ständig um den Globus. Erstaunlich ist dabei nur, wie viel dabei hängen bleibt. Nichts eigentlich. Da können Rüegg & Co. live noch so sehr die Clowns geben oder wie nun auf big band POESIE einen DJ dazwischenschmuggeln – die klassische, amerikanische Jazz-Stilistik ist das Rückgrat und die Inszenierung des Gestern die Stärke des VAO geblieben. Dank einer bis auf den letzten Platz hochkarätig besetzten Big Band. Die Bläser hätten vor einem halben Jahrhundert jede Festanstellung auf Lebenszeit bekommen. Die Rhythmusgruppe mit ihrem leichten Rock-Einschlag wäre bei Gil Evans auf offene Ohren gestoßen. In der Homogenität und kulinarischen Ausarbeitung von Einzelstimmen sind Rüeggs Mannen eine Bank. Wenn da eben nicht seine zwölf Kompositionen wären, die reinsten Jazz-Konservatismus dokumentieren. Nicht nurwegen derunverhohlen reaktivierten Herz-Rhythmus-Maschinen der Kult-Leader Stan Kenton, Lionel Hampton und Count Basie, die Rüegg direkt oder zumindest in den Titeln der Kompositionen verewigt. Als ob es nie einen Quincy Jones gegeben hätte, der den alten Meistern ein Facelifting nach dem anderen verpasste, verkrampfen selbst die leichtesten Rock-Jazz-Anflüge zum Schema F. dessen Halbwertszeit doch schon längst abgelaufen ist.
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