Vince Weber – Blues ’n‘ Boogie
Boogie Woogie ist eine urbane Variante des ländlichen Blues aus dem Missisippidelta. In den zwanziger Jahren entstand sie in der Ghettohölle Chicagos. Hierzulande hat dieser Musikstil in verräucherten Studentenlokalen Asyl gefunden: Wo immer ein verstimmtes Klavier zur Hand ist, findet sich bestimmt jemand, der in der Lage ist eine simple Bassfigur mit der linken Hand zu spielen und mit der Rechten improvisierend über sämtliche Oktaven zu klimpern. Wenn dann noch der Takt stimmt, klingt’s schon ganz nett. Also ist Vince Webers „Blues ’n Boogie“ nur eingedöste Kneipenmusik? Keineswegs, denn bei dieser Platte scheidet sich die Spreu vom Weizen: Vince Weber, Pianist aus dem Dunstkreis der (inzwischen abgebrannten)“Fabrik“ in Hamburg-Altona ist ein Könner: virtuos und phantasievoll demonstriert er hier innerhalb der musikalisch eigentlich sehr begrenzten Möglichkeiten des Blues ein Optimum an Feeling und Technik.
Bei schnellen Nummern wie dem selbstkomponierten „Speed Freak“ oder bei Klassikern wie „Cherry Red“ (von Altmeister Joe Turner) und „Low Down Dog“ (von Leroy Carr) beeindrucken vor allem die mit leichter Hand gespielten, rasenden Glissandi und die komplizierten Oktavsprünge, die sehr präzis in die 8/8 Taktintervalle der Grundfigur eingreifen. Die „schrotige“, offenbar whiskeygereifte Stimme Vince Webers kommt am besten bei schwermütigen Bluesstücken wie „Nobody Knows You (when you’re down and out)“ zur Geltung. Ein weiteres Bonbon der Platte: Inga Rumpfs selbstgestricktes und zweistimmig mit Vince vorgetragenes „My Life Is A Boogie“.
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