Voxtrot – Voxtrot :: Klassischer Brit-Pop aus Texas

Meist ignorieren ja die Anhänger britischer Musik ganz bewusst Bands, die aus den Staaten kommen. Sie sind der Meinung, dass Musik, die ihre Wurzeln nicht in London, Liverpool oder Manchester hat, erstmal (gerne auch ungehört) als uninteressant eingestuft werden muss – bis sie vielleicht doch eines Besseren belehrt werden und dann kleinlaut auf den fahrenden Zug aufspringen. Jetzt aber sollten alle Musikfaschisten die Ohren spitzen, denn dann werden sie feinsten Brit-Pop aus Amerika von der gar nicht so neuen Newcomerband Voxtrot zu hören bekommen. Für sie also die Möglichkeit, den Zug zu besteigen, bevor erabfährt. Nimmtman es genau, dann rolltder Voxttot-Express schon seit einiger Zeit langsam dahin vor allem in den lnternet-Blogs. Bereits vor zwei Jahren tanzte der ein oder andere Musikfreak mit einem US-Import-T-Shirt der Band am Leib durch die Indieclubs der Nation. Außerdem haben die Texaner mit „Mothers, Sisters, Daughters And Wives“ schon eine EP in Europa veröffentlicht. Inzwischen beschränkt sich die Aufmerksamkeit für Voxtrot allerdings nicht mehr nur auf die „Insider“, sondern breitet sich immer mehr aufs gemeine Indievolk aus. Denn endlich veröffentlicht die Band aus Texas ihr erstes Album. Elf Songs sind auf dem namenlosen Debüt enthalten: melodiös, sanft, aber auch dringlich und fordernd – so klassisch britisch, und so untypisch für eine amerikanische Band.

Die Geschichte von Voxtrot beginnt im Jahr 2003, als sich Jason Chronis (Bass), Mitch Calvert (Gitarre), Matt Simon (Schlagzeug), Jared Van Fleet (Gitarre, Piano) und Ramesh Srivastava (Gesang, Gitarre, Piano) während ihres Studiums der Musikwissenschaften kennen lernen. Damit sie wegen ihres stark theoretisch angelegten Studiengangs nicht vergessen, was Musik wirklich ist, gründen sie Voxtrot. Als Sänger Ramesh dann für drei Jahre nach Schottland geht, um Literatur zu studieren, liegt die Band erst einmal auf Eis. Dank Demoaufnahmen mit neuen Songs, die der Sänger seiner Band aus dem schottischen Exil nach Hause schickt, und durch Konzerte mit Voxtrot während seiner Heimatbesuche, wird ihr jetziger Manager James Minor auf sie aufmerksam. Der holt Ramesh kurzerhand zurück in die Staaten, und seitdem arbeitet die Band an ihrer Karriere.

Mit ihrer weichen Popmusik erinnert die Musik der fünf Amerikaner vor allem an Bands wie Belle & Sebastian, die frühen The Smiths und The Cure. Die Vergleiche mit den europäischen Kollegen ärgern das Quintett allerdings nicht- schließlich haben Voxtrot neben der archetypischen amerikanischen Country-Folk-BandThe Byrds immer auch viel britische Musik gehört. Und grundlos sind die Vergleiche nicht, es gibt durchaus musikalische Parallelen. Dabei schaffen es Voxtrot trotz der hörbaren Einflüsse, ihren Songs eine individuelle Note zu verpassen. Sie beleben mit ihren einfachen Texten und Melodien den vor allem in den 8oer-Jahren weit verbreiteten Twee-Pop neu.

Neben dem klassischen Instrumentarium aus Gitarre, Bass und Schlagzeug haben Streicher, Bläser und Klavier ihren Platz in den Songs auf voxtrot. „Blood Red Blood“, die erste Single aus dem Debütalbum, ist ein tanzbarer, schwingender Song mit tiefer Atmosphäre, bei dem die fünf Musiker beweisen, dass sich Spaß durchaus mit Pop-Lyrik verbinden lässt, oder wie sonst sollte man eine Textzeile wie „a peace ofplastic is nothing more thcin a peace ofplastic“ verstehen? Zu Beginn erinnert der Song stark an The Shins, und man braucht ein, zwei Momente, um die Texaner hinter dem Sound zu erkennen. Die Ballade „Real Life Version“ wird von Geigen und Klavier getragen. Am Anfang ist nur eine zarte Pianomelodie zu hören, bis schließlich der Gesang beginnt: „Lovespreadoutlikescenes.somebody walkedaway, front landscape poverty, tcame tofindyou, I cant to see“ sanft und vorsichtig, später dann dringlicher. Erst nach einer Minute setzen die Streicher ein. Diese bilden zusammen mit dem Klavier eine intensive und immer mehr fordernde Melodie – immer kräftiger und lauter steigert sich der Song bis zu seinem Höhepunkt, und Sänger Ramesh Srivastava singt bittend, flehend, sehnsüchtig: „Real Hfe Version ofyou, real life Version qfyou.“ Wer weiß, wie lange der Voxtrot-Express noch so langsam dahinrollt-vielleicht fegt er bald in Höchstgeschwindigkeit durchs Land. VÖ:25.5.

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