Wallis Bird – Spoon

Was ist schlimmer: Die Tatsache, dass ihr Label anscheinend weder weiß, wie alt Wallis Bird ist (nämlich 25 Jahre), noch dass sich auf dem Album nicht zwölf Stücke befinden (sondern lediglich elf), oder dass da Vergleiche mit Janis Joplin, Ani DiFranco und Fiona Apple gezogen werden, die maßlos übertrieben sind? Tatsache ist: Wallis Bird ist eine junge Irin, die handwerklich und stimmlich auf höchstem Level agiert und solide eigene Songs schreibt. Nur – etwas wirklich Neues, Aufregendes oder auch nur anderes liefert sie eben nicht auf Spoon. Das beginnt schon beim Opener „Counting To Sleep“, der mit seiner Mischung aus Piano, akustischer Gitarre und entrücktem Mädchengesang an Tori Arnos zu Zeiten des „Cornflake Girl“ erinnert. Und zieht sich anschließend über einen Zehn-Song-Parcours, der zwischen sprödem Folk, kantigem Pop-Rock und verspielten Jazz-Anleihen pendelt. Wobei Wallis Bird immer dann am stärksten ist, wenn sie wie in „6ft8“ und „Moodsets“ einfach mal mitten im Song das Tempo oder den Modus wechselt und für einen kompletten Bruch sorgt. Das ist mutig, gewagt und experimentell. Genau wie der Einsatz von Bläsern, die eine oder andere kantige E-Gitarre und der Dixie-Ausflug „Country Bumpkin“, in dem sich Bird betont schrullig und verspielt gibt. Nur: Alles dazwischen ist berechenbar und schrecklich dröge. Etwa wenn die Sängerin in „Siow Down“ einen derart introvertierten, schüchternen Leisetreter auftischt, dass man sich fast Sorgen um ihr körperliches Wohlbefinden macht, oder in „Bring Me Wine“ ihre Beziehungsprobleme in Alkohol ertränkt und sich sogar zu einem sanften Fluchen („we could talk all fuckin‘ day“) verleiten lässt. Was aber immer noch besser ist als ihre Melissa-Etheridge-Momente in „The Circle“ oder „Just Keep Going“. Da bewegt sich Wallis auf einem vollends abgegrasten Terrain, in dem sich nichts Neues erschließen lässt. Es sei denn, man singt rückwärts oder auf Klingonisch. So bleibt es bei einer Platte, die einfach nur solide und nett ist.

www.wallisbird.com