Was ist Pop? hrsg. von Walter Grasskamp u.a.

Machen wir es gleich noch komplizierter, als es ist, und stellen die Frage hinter der Frage: Ist es überhaupt von Belang, was Pop ist? Da es sich bei den zehn Autoren dieses Bandes durchweg um Kultur- und Kunsttheoretiker handelt, lautet ihre Antwort zwangsläufig und einmütig: ja. So dürfen wir Außenstehende uns freuen, daß aus einem ehrgeizigen Studienprojekt der drei Münchener Kunsthochschulen eine gut lesbare Sammlung von Beiträgen entstanden ist, die einen wertvollen Anstoß gibt: endlich mal wieder über einen Aspekt von Kultur nachzudenken, der allgegenwärtig ist und sich doch jeglicher Begrifflichkeit zu entziehen scheint. Pop fasziniert und nimmt gefangen, letzteres mit durchaus negativen Auswirkungen auf seine Konsumenten, auch darin ist man sich in allen zehn Beiträgen des Buchs einig. Es würde zu weit führen, auf einzelne Denkansätze der Autoren einzugehen, die ja in der gebotenen Kürze ihre Gedankengänge selbst nur in knapper Form darstellen konnten. Sie beleuchten das Phänomen Pop je nach ihrer wissenschaftlichen Ausrichtung für die Bereiche Kunst, Musik, Film und Fernsehen, wobei natürlich kulturkritische Ansätze immer im Mittelpunkt stehen. So entstand einerseits eine hochinteressante Zusammenschau verschiedener Pop-Disziplinen, die sich ja immer mehr gegenseitig befruchten, denn Pop ist in jeder Hinsicht unabgegrenzt, unabgeschlossen und alles andere als geradlinig. Andererseits wird gezeigt, welche sozio-kulturellen Kräfte beim Umgang mit Pop wirken, wie das Wechselspiel zwischen der Macht der Kulturindustrie und der Eigenverantwortung des Einzelnen aussieht. Dabei will das Buch nicht mehr und nichts anderes sein als Hilfestellung für einen analytischen Blick in Zeiten des Award- und Casting-Wahns [der eine lächerliche Elite von „Siegern“ generiert und zugleich suggeriert, jeder könne es diesen nachtun) und der weitverbreiteten Ansicht, man solle all das Schöne um uns herum doch bitte konsumieren, solange es frisch ist und ohne es haarklein zu untersuchen. Die Antwort, was Pop wirklich sei, kann keiner der zehn Erklärungsversuche geben. Sonst wäre Pop wohl auch nicht mehr Pop. So ist das Satzzeichen im Titel die vielleicht wichtigste Aussage des Buchs: Es darf und muß weiter gefragt werden.