Weather Report – 8:30

Warum das Doppelalbum „8-30“ heißt, ist nicht zweifelsfrei ersichtlich, denn keines der 13 Stücke hat exakt diese Länge: aber vielleicht ist die Zeit des Konzertbeginns gemein. Aufnahmetechnisch lassen die vier Plattenseiten viel zu wünschen übrig – es handelt sich um Liveaufnahmen von fünf Kontinenten. Musikalisch dagegen sind sie durchaus eine Bereicherung, obwohl so wahnsinnig Neues darin nicht enthalten ist und Progressives schon eh nicht. Nur in „The Orphn'“ wurden zehn Mitglieder des West Los Angeles Christian Academy Children’s Choir hinzugezogen, was sogar vermeidbar gewesen wäre. So ein Tenorsaxophonsolo von Wayne Shorter aber kriegt man von ihm nicht oft zu hören: „Thanks For The Memory“. Jaco Pastorius labt in seinem „Slang“ genannten Baßsolo „Moon, Turn The Tides“ von Jimi Hendrix wieder aufglimmen. Eine ebenfalls nur kurze Erinnerung an alte Zeiten ist „In A Silent Way“. Spannungsvoller als die Erstveröffentlichung vor vier Jahren (auf „Tale Spinnin'“) ist das neue „Badia“ – dies allein ist das Album wert.

Übrigens blickt die Plattenfirma wieder mal nicht richtig durch. Sie behauptet. „8:30“ sei das erste Doppelalbum von Weather Report. Stimmt aber nicht. Bei CBS/Sony in Tokyo gab’s schon 1977 eins, ebenfalls live.