Welcome To The Picture von Storm Thorgerson :: Rätsel und Popanz, klassisch
Was ein Plattencover ist, besser: sein kann, weiß man eigentlich erst seit Pink Floyd. Das stimmt nicht ganz – Rätsel, versteckte Botschaften, Stilisierung, Erweiterung und Öffnung der Platte zum G esamtkunstwerk gab es schon vorher, ansatzweise, und seit Psychedelic dann allüberall. Und selbstverständlich waren es nicht Pink Floyd selbst, die ihre Covers gestalteten (oder doch: die Rückseite der Debüt-LP war von Syd Barrett). Aber es stimmt halt doch, ab 1969 in jedem Fall, als die Band nach Barretts Abgang ihren eigenen, verschlungenen Weg jenseits vom Progressive- und Spät-Psychedelic-Gewimmel gefunden hatte, sich aus Moden und Trends zurückzog und immer weiter verschwand in der Obskurität – was eben gar nicht gegangen wäre ohne diese tiefen, faszinierenden, vielschichtigen, seltsamen Covers. Die wiederum stammten ab 1969 von Hipgnosis, der feinsten und abgehobensten aller Graphikfirmen, entstanden aus „Consciousness Incorporated“, gegründet von Aubrey Powell und Storm Thorgerson. Thorgerson war seit 1967 lose bekannt mit der Band und sprang ein, als der ursprüngliche Designer für A s aucerful of secrets abgesprungen war. Während sich die Floyd-Musik in der Folgezeit zusehends vereinfachte, ohne (zunächst) an enigmatischer Wuchtigkeit zu verlieren, verfeinerten Thorgerson und Kollegen ihre Kunst von der Illustration über das Spiel zum Erzählen verschlungener Geschichten-und zur Schaffung von Instant-Ikonen: Wer das Cover Von ATOM HEART MOTHER. DARK S1DE OF THE MOON oder ANIM ALS einmal gesehen hat, wird, wenn er auch nur eines der gezeigten Elemente in verfremdeter Version wiedersieht, sofort eine Melodie, eine Zeile, irgendwas im Ohr haben und. noch erstaunlicher, umgekehrt. Generationen grübelten (und grübeln) über die Bedeutung von Gegenständen, Blickrichtungen. Posen, Bewegungen, Licht, Farbe. Und wen die Bilder nicht beim ersten Anblick auch emotional ergriffen und erfüllten, bei dem tun sie das beim Wiedersehen nach Jahren. In den 8oern ging es der Hipgnosis-Kunst wie der Floyd-Kunst: Sie verkam zum aufgeblasenen, immer hohleren, immer mehr (unfreiwillig) sich selbst karikierenden Popanz – wenngleich nach wie vor (und immer mehr) technisch perfekt. Das ist der einzige Nachteil dieses schönen Buches, in dem Thorgerson detailliert Hintergründe, Motivationen und Details der Entstehung erläutert: Ein Blick von außen, der diese Entwicklung kritisch kommentiert, wäre erfreulich gewesen.
www.sound.jp/hipgnosis/
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