Wendy Carlos – Switched-On Boxed Set
Vielleicht war Wendy Carlos – vor einer Geschlechtsumwandlung in den 7oer-Jahren hieß sie noch Walter Carlos – nicht die erste Musikerin, die sich mit dem (Moog-)Synthesizer beschäftigt hat. Auf jeden Fall aber hat die am 14. November 1939 in Pawtuckett, Rhode Island, geborene Klangtüftlerin maßgeblich zur Popularisierung der Erfindung von Dr. Robert A. Moog beigetragen. Vor der Veröffentlichung des Album-Topsellers SWITCHED-ON BACH 1968 sprach kaum einer vom Synthesizer, danach aber wollten viele darauf spielen. Elektrophile Musiker und Bands wie Keith Emerson (ELP), Pink Floyd,Tangerine Dream oder Kraftwerk begannen, sich mit dem elektronischen Klangerzeuger zu beschäftigen, und daraufhin setzte eine Entwicklung ein, die bis hin zum Techno reicht und deren Ende auch mehr als 30 Jahre später noch nicht abzusehen ist. Carlos, die nach dem Musikstudium am renommierten Columbia Princeton Electronic Center nach Manhattan zog, um als Toningenieur zu arbeiteten, traf dort den Synthesizer-Erfinder Moog und begann bald darauf, sich näher mit dessen Erfindung zu beschäftigen. Zunächst spielte sie diverse Alben mit Synthie-Versionen von Klassikern wie Bach, Händel, Monteverdi und Scarlatti ein, später folgte Musik für Stanley Kubrick-Filme („Uhrwerk Orange“,“Shining“). Die 4-CD-Box SWITCHED-ON BOXED SET, ausgestattet mit zwei fetten Booklets mit über 200 Seiten Text, enthält die Original-Alben SWITCHED-ON BACH (1968). THE WELL TEMPERED SYNTHESIZER (1968), SWITCHED-ON BACH II (1973) und SWITCHED-ON BRAN-DENBURGS (1980). Genießt man diese Alben am Stück, wird deutlich, dass Carlos‘ Klassiknterpretationen zur Zeit ihrer Veröffentlichung mehr vom Novitätenbonus lebten, als von ihrer interpretatorischen Ausdruckskraft. Zu streril, zu bemüht hören sich Bach und Co. unter Strom an. Mehr Fantasie und Wagemut bewies Carlos mit ihren elektronischen Eigenkompositionen, wie etwa dem epischen Tongemälde SONIC SEASONINGS.
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