Wheatus: Hamburg, Schlachthof :: Spass Muss Sein-Rock

Genau genommen gibt es heute gleich eine ganze Reihe von Gründen zu feiern. „Wheatus Gold“ steht auf dem beim benachbarten „Dom“, dem Hamburger Gegenstück zum Münchner Oktoberfest, erstandenen Lebkuchen-Herz, das Perkussionist und Multi-Instrumentalist Phil Jimenez der Hörerschaft beim übermütigen Erstürmen der Bühne präsentiert. Und die Menschen freuen sich. Weil sie ihre neu entdeckte Lieblingsband zum ersten Mal live erleben können. Weil die dann auch genauso nett ist, wie man sich das beim heimischen Hören der CD immer vorgestellt hat. Und weil endlich mal jemand eine Lanze für all die Menschen bricht, die partout nicht cool sein wollen. Denn gibt es in Zeiten von brachialer In-die-Fresse-Aggression von Limp Bizkit und der zähnefletschenden Teenage-Angst von Papa Roach etwas Uncooleres, als sich seiner Vorliebe für Kunst-Rock à la Rush zu bekennen? Gibt es eine bessere Möglichkeit, sich für die CD-Regale chronisch trendwütiger Gitarrenfreunde zu disqualifizieren, als mit einem Erasure-Coversong?

Wheatus-Chef Brandon B. Brown weiß: Auch gemeinhin dem Schulspott ausgesetzte Nerds haben ein Recht auf gute Laune. Dass diese Rechnung aufgegangen ist, zeigen die Chartposition des unbarmherzigen Ohrwurms „Teenage Dirtbag“ und der restlos ausverkaufte „Schlachthof“. Und witzig sind sie auch noch. Mit dem Anfangsriff von „Highway To Hell“ eröffnet Brown den munteren Reigen,genau wieder Rest des Sets auf einer akustischen Gitarre vorgetragen – Pfadfinder mit einer Vorliebe für Hard-Rock. Die Menge tanzt. Zu „Truffles“ und all den beschwingten Hymnen, die darauf folgen. Jimenez, neuerdings mit eigenwillig kahl geschorenem Haarschopf inklusive Hartmut-Engler-Zöpfchen versehen, drischt euphorisch auf seine Hand-Trommeln ein, springt Derwisch-like über die Bühne, bricht das Brot, respektive Lebkuchen-Herz. Alles für die Fans. Und die wiederum schließen die Band im Gegenzug dafür sogleich in das fleischige ihre.

Sehr tight und professionell präsentiert sich die heute durch eine hüftwackelnde Background-Sängerin zum Quintett gewachsene Kombo. Schlagzeuger Peter Brown und Bassist Mike McCabe beschränken sich auf die solide Statistenrolle und überlassen denen das Feld, die das Demonstrieren von Publikumsnähe aus dem Effeff beherrschen. Brown leiht sich von einem jungen Hüpfer aus den ersten Reihen dessen Hut, um den gewohnten Look bieten zu können. Jimenez hängt sich die ihm überreichte Iron-Maiden-Fahne um die Schultern. Die Teenies quittieren’s mit begeistertem Kreischen. Überhaupt – gekreischt wird recht viel heute Abend. Mindestens genauso viel wie im Takt geklatscht. Irgendwann ist dann Schluss mit lustig und die schweißdurchnässte Party-Rock-Gemeinde zieht von dannen.Soviel spaßwütige Ausgelassenheit kann ermüdend sein.

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